"Point of no return" . Urheber/in: Kseniya Halubovich . All rights reserved.

Sonntag, 24. Juli 2022 – Sonntag, 18. September 2022 In meinem Kalender speichern

Belarus: Alles ist anders, alles ist gleich

Schaufenster-Ausstellung

Vor genau einem Jahr zeigten wir diese Ausstellung unter dem Titel "Belarus: Alles ist anders, alles ist gleich" zum ersten Mal.
Alles stand damals unter dem Eindruck der Demokratiebewegung und der staatlichen Repression:

Die Wahlkampagne der Oppositionspolitikerinnen Swjatlana Zichanouskaja, Weranika Zepkala und Maryja Kalesnikawa für die Präsidentschaftswahlen 2020, hatten eine überwältigende Zustimmung und ein neues Selbstbewusstsein der demokratischen Kräfte in Belarus ausgelöst. Nach der jahrzehntelangen, autokratischen Herrschaft der Regierung Aljaksandr Lukaschenkas, entwickelten sich konkrete Vorstellungen von einer freien und demokratischen Zukunft. Ein Machtwechsel und grundlegende gesellschaftliche Veränderungen schienen plötzlich realistisch, und geprägt von diesem Gefühl entwickelte sich die Demokratiebewegung im Laufe weniger Monate zur stärksten in der Geschichte des Landes.

Es ist davon auszugehen, dass eine Mehrheit bei den Präsidentschaftswahlen für die Kandidatin Swjatlana Zichanouskaja stimmte. Verbunden mit Wahlfälschungen erklärte sich jedoch Aljaksandr Lukaschenka zum Sieger.

Die dadurch ausgelösten Massenproteste wurden von Seiten des Lukaschenka-Regimes mit brutaler Gewalt beantwortet. Auf diese offene Niederschlagung der Proteste folgten andauernde Repressionen, die sich bis heute fortsetzen und intensivieren. Damit gehören neben gemeinsamen Visionen und Protesterlebnissen mittlerweile vor allem Verhaftungen, Folter, Hausdurchsuchungen und Schikane Emigration und Resignation zu den geteilten Erfahrungen vieler Belarus*innen.

Repression und Stagnation prägten Belarus zwar bereits die letzten Jahrzehnte entscheidend, die Dimension an staatlicher Gewalt nimmt seit dem Frühjahr 2020 jedoch stets zu. Viele Aktivist*innen mussten aus zu hohem Risiko vor Repressionen aus Belarus fliehen. Hinzu kommen weitere Belarus*innen, die das Land aus Enttäuschung und politischer Perspektivlosigkeit verlassen: Weder lassen sich das politische (Wieder-)Erwachen und die gemeinsamen Erfahrungen vergessen noch der endgültige Verrat des belarusischen Machthabers an der Bevölkerung verzeihen.

Einerseits haben die Proteste und ihre Niederschlagung das Leben und die Wahrnehmung vieler Belarus*innen grundlegend und unwiderruflich verändert. Andererseits konnte sich die autoritäre und gewaltsame Regierung um Aljaksandr Lukaschenka weiter verfestigen - durch offene Gewalt, den Bruch mit jeder Rechtsstaatlichkeit und seit 2021 verstärkt auch durch die Instrumentalisierung von Menschen, die über Belarus in die EU fliehen.

Zwei Jahre nach Beginn der Aufstände, ohne nennenswerte Machtverschiebung, stellt sich damit wieder die Frage, welche Perspektiven es in und für Belarus aktuell gibt.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat diese Tendenz weiter verstärkt. Vor dem Hintergrund von Angriffen, die von belarusischem Territorium aus verübt werden, erfasste viele Belarus*innen noch stärker als zuvor ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit.

Viele emigrierte Belarus*innen leisten derzeit humanitäre Hilfen für geflüchtete Ukrainer*innen. Lukaschenka widerum stärkte seit Ausbruch des Krieges seine eigene Position, indem er im Frühjahr 2022 eine Verfassungsänderung und eine damit einhergehende, weitere Amtszeitverlängerung durchsetzte.

Die Ausstellung "Belarus: Alles ist anders, alles ist gleich" zeigt Aufnahmen aus verschiedenen Zeiten der letzten Jahre.

Die Fotografin Julia Autz (*1988) begleitete 2018 junge Belarus*innen für mehrere Monate. Ihre Bilder, unter dem Titel While I was waiting, sind Porträts der "Generation Lukaschenka" aus der Zeit vor den Protesten.
>> Infos zur Fotografin Julia Autz

Die Bilder der belarusischen Journalistin und Fotografin Kseniya Halubovich (*1988) zeigen den Point of no return, indem sie die Geschehnisse der Protesttage und -nächte unmittelbar nach der gefälschten Präsidentschaftswahl am 08.08.2020 dokumentieren.
>> Infos zur Journalistin und Fotografin Kseniya Halubovich

Schaufenster-Ausstellung bei Weiterdenken in der Trafohalle, Kraftwerk Mitte 32, 01067 Dresden

Ausstellungszeitraum: 24. Juli bis 18. September 2022

 

** english

Belarus: everything is different, everything is the same”

Exactly one year ago, we showed this exhibition for the first time under the title "Belarus: Everything is different, everything is the same".

At that time, everything was under the impression of the democratic movement and its repression:

The election campaign of the opposition politicians Svyatlana Zikhanouskaya, Veranika Zepkala and Maryya Kalesnikova for the presidential elections in 2020, had triggered an overwhelming approval and a new self-confidence of the democratic forces in Belarus. After decades of autocratic rule by the government of Alyaksandr Lukashenka, concrete ideas of a free and democratic future were developing. A change of power and fundamental social changes suddenly seemed realistic, and shaped by this feeling, the democratic movement developed in the course of a few months into the strongest in the country's history.

It can be assumed that a majority voted for the candidate Svyatlana Zikhanouskaya in the presidential elections. However, combined with electoral fraud, Alyaksandr Lukashenka declared himself the winner.

The resulting mass protests were met with brutal violence by the Lukashenka regime. This open suppression of the protests was followed by ongoing repression, which continues and intensifies to this day. Thus, in addition to shared visions and experiences of protest, arrests, torture, house searches and harassment, emigration and resignation are now part of the shared experiences of many Belarusians.

Repression and stagnation have been a decisive feature of Belarus for the past decades, but the dimension of state violence has been increasing since the spring of 2020. Many activists had to flee Belarus due to the high risk of repression. In addition, more Belarusians are leaving the country out of disappointment and a lack of political prospects: The political (re)awakening, and common experiences of civilians will not be forgotten by them. As for the Belarusian ruler's final betrayal of the population, it will neither be forgotten, nor forgiven.

On the one hand, the protests and their suppression have fundamentally and irrevocably changed the lives and perceptions of many Belarusians. On the other hand, the authoritarian and violent government around Alyaksandr Lukashenka was able to further consolidate itself - through open violence, the break with any rule of law and, since 2021, increasingly also through the instrumentalisation of people fleeing to the EU via Belarus.

Two years after the start of the uprisings, without any significant shift in power, the question arises again as to what the current prospects are in and for Belarus.

Russia's attack on Ukraine has further strengthened this tendency. Against the backdrop of attacks perpetrated from Belarusian territory, many Belarusians were gripped even more strongly than before by a feeling of powerlessness and helplessness.

Many Belarusians who have emigrated are currently providing humanitarian aid to Ukrainians who have fled. Lukashenka, on the other hand, has strengthened his own position since the outbreak of the war by pushing through a constitutional amendment in spring 2022 and a further extension of his term of office.

The exhibition "Belarus: Everything is different, everything is the same" shows photographs from different periods of recent years.

Photographer Julia Autz (*1988) accompanied young Belarusians for several months in 2018. Her pictures, entitled “While I was waiting”, are portraits of the "Lukashenka generation" from the time before the protests.

The pictures of the Belarusian journalist and photographer Kseniya Halubovich (*1988) show the point of no return by documenting the events of the protest days and nights immediately after the rigged presidential election on 9 August 2020.

 

Беларусь: усё інакш, усё таксама“

 

Роўна год таму мы ўпершыню паказалі выставу пад назвай "Беларусь: усё інакш, усё таксама".

У той час усё знаходзілася пад уплывам дэмакратычнага руху і яго падаўлення. Выбарная кампанія апазіцыйных палітычных асоб Святланы Ціханоўскай, Веранікі Цапкала і Марыі Калеснікавай на прэзідэнцкіх выбарах 2020 года выклікала буйнае адабрэнне і новую самасвядомасць дэмакратычных сіл у Беларусі. Пасля шматгадовага аўтакратычнага праўлення рэжыма Аляксандра Лукашэнкі сфармаваліся канкрэтныя ўяўленні аб вольнай і дэмакратычнай будучыні. Змена ўлады і фундаментальныя сацыяльныя перамены пачалі раптам выглядаць рэалістычнымі і пад уплывам гэтага пачуцця дэмакратычны рух за некалькі месяцаў стаў наймоцнейшым у гісторыі краіны.

Лічыцца, што на прэзідэнцкіх выбарах большая частка насельнiцтва Беларусі абрала Святлану Ціханоўскую. Аднак праз фальсіфікацыю выбараў Аляксандр Лукашэнка абвясціў сябе пераможцам.

Выкліканыя фальсіфікацыяй масавыя пратэсты былі падаўлены праз жорсткі гвалт з боку рэжыму Лукашэнкі. Пасля адкрытага прыгнёту пратэстаў паследавалі няспынныя рэпрэсіі, якія працягваюцца і ўзмацняюцца і па гэты дзень. Такім чынам, цяпер да агульнага досведу беларусаў і беларусак, акрамя агульнага бачання будучыні і пратэстных перажыванняў, адносяцца перадусім арышты, катаванні, ператрусы і пераследы.

Хоць рэпрэсіі і стагнацыя былі вызначальнай характэрыстыкай Беларусі у апошнія дзесяцігоддзі, ад пачатку 2020 года маштаб дзяржаўнага гвалту стала расце. Многія актывісты і актывісткі былі змушаныя бегчы з Беларусі праз высокае рызыка рэпрэсій. Да гэтага трэба дадаць беларусаў і беларусак, якія пакідаюць краіну праз расчараванне і палітычную бесперспектыўнасць: не магчыма забыць палітычнае (рэ-)абуджэнне і агульны досвед, не магчыма прабачыць відавочную здраду беларускага правіцеля насельніцтву.

З аднаго боку, пратэсты і іх падаўленне фундаментальна і беспаваротна змянілі жыццё і думкі беларусаў і беларусак. З іншага боку, аўтарытарны і гвалтоўны ўрад Аляксандра Лукашэнкі яшчэ больш умацаваўся - шляхам адкрытага гвалту, адмовы ад вяршэнства закона, а з 2021 года таксама за кошт інструменталізацыі людзей, якія бягуць у ЕЗ праз Беларусь. Такім чынам, праз два гады пасля пачатку пратэстаў, калі не адбылося значнага змены ўлады, зноў узнікае пытанне, які лёс чакае Беларусь.

Напад Расеі на Украіну яшчэ больш узмацніў гэты напрамак. Падчас, калі з тэрыторыі Беларусі здзяйсняюцца напады, многіх беларусаў і беларусак ахапіла яшчэ мацнейшае, чым раней, пачуццё бяссілля і бездапаможнасці. Многія беларусы і беларускі ў эміграцыі зараз аказваюць гуманітарную дапамогу уцекачам з Украіны. Лукашэнка з пачатку вайны яшчэ раз умацаваў свае ўласныя пазіцыі, прыняўшы вясной 2022 года папраўку да Канстытуцыі і звязанае з ёй далейшае падаўжэнне тэрміну паўнамоцтваў.

На выставе "Беларусь: усё інакш, усё таксама" прадстаўлены здымкі розных часоў апошніх гадоў.

Фатограф Юлія Аўтц (нар. 1988) на працягу некалькіх месяцаў 2018-га года правяла час з маладымі беларусамі і беларускамі. Яе здымкі пад назвай While I was waiting“ ("Падчас чакання") – гэта партрэты людзей "пакалення Лукашэнкі" з часоў, якія папярэднічалі пратэстам.

Фотаздымкі беларускай журналісткі і фатографа Ксеніі Галубовіч (нар. 1988) паказваюць кропку незвароту ў дакументацыі падзей пратэстных дзён і начэй пасля сфальсіфікаваных прэзідэнцкіх выбараў 09.08.2020.

Перыяд правядзення выставы: з 24 ліпеня па 18 верасня 2022 года


 

Adresse
▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
Veranstalter/in
Landesstiftung Sachsen (Weiterdenken)