Feminismus ade? Gender politics welcome?

Gender würde es als eine analytische Kategorie ohne den Feminismus nicht geben. Ihre Einführung in den öffentlichen Diskurs ist eine Leistung jahrelanger Bemühungen der Frauenbewegung und der feministischen Forschung.

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Petra-Kelly-Stiftung Logowand

Eine Diskussion in Ost und West

Bozena Choluj (Warschau/Oldenburg): 

Gender - Chance oder Gefahr für den Feminismus?

Gender würde es als eine analytische Kategorie ohne den Feminismus nicht geben. Ihre Einführung in den öffentlichen Diskurs ist eine Leistung jahrelanger Bemühungen der Frauenbewegung und der feministischen Forschung. Die Förderung von gender-mainstream-Politik durch die EU, die den Richtlinien der "Aktionsplattform" von 1995 folgt, wirkt beunruhigend, weil die Geschlechtergleichheit zum ersten Mal in der Geschichte von oben konkret verordnet wird. Viele Bedenken sind berechtigt, wichtiger jedoch wäre, Strategien zu entwickeln, die den Frauen helfen würden, auf den unterschiedlichen Ebenen ihrer Aktivitäten mit dieser Art der Politik umzugehen. 



In Polen sind die staatlichen Institutionen weit davon entfernt, die Richtlinien der EU in bezug auf die Geschlechtergleichheit zu befolgen. Im Jahre 2002 ist es dort zu Verhandlungen zwischen der polnischen Regierung und der katholischen Kirche gekommen, in deren Folge die Kirche versprach, sich bei der polnischen Landbevölkerung für den EU-Beitritt einzusetzen (die Bauern sind bisher die stärkste Gegnergruppe des Beitritts), unter der Grundbedingung, daß an dem restriktiven Abtreibungsgesetz nichts geändert und das Gleichstellungsgesetz nicht eingeführt wird. Der Protest von vielen bekannten Frauen hat daran nichts geändert. Die polnische Regierung kennt - unabhängig von der politischen Option - mittlerweile die Verhandlungsprinzipien mit der EU. Die rechtliche Angleichung muß zwar formal vollzogen werden, ihre Realisierung kann aber zeitlich um viele Jahre verschoben werden. Die polnische Regierung versucht außerdem, die Karte der kulturellen Eigenheit in bezug auf Frauen und die katholische Tradition in den Verhandlung mit der EU auszuspielen; mit anderen Worten: Frauendiskriminierung als nationales Kulturgut.



Gender-mainstream-Politik ist für polnische Frauen zur Zeit nur eine entfernte Möglichkeit der Verbesserung der Situation von Frauen und sicher keine Bedrohung. Die EU-Richtlinien spielen eine wichtige Rolle unter den Frauen in den NGOs. Sie lernen an ihnen entlang nicht nur die Chancen für sich im vereinten Europa kennen, sondern auch die institutionellen Strukturen der EU, was für die polnische Frauenbewegung von besonderer Bedeutung ist, wenn man bedenkt, daß es bis heute immer noch keine geregelten Wege der Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den NGOs und der Regierung gibt. Die NGOs bilden ihren vorrangigen Wirkungsraum. In der Spannung zwischen diesen NGOs und den staatlichen Institutionen liegt trotz aller Schwierigkeiten aber ein politisches Potential, das von Frauen genutzt werden kann. 



Mit der "Aktionsplattform" von 1995 ließ sich nach der IV. Weltfrauenkonferenz im Bereich der NGOs von Frauen politisch mehr bewirken als heute mit den Richtlinien der EU. Bei der Gründung von Gender Studies in den Jahren 1993-95 stieß ich unter Akademikerinnen an der Warschauer Universität auf eine Abneigung gegen Women´s Studies. Heute, nach 7 Jahren, läßt sich feststellen, daß viele der von ihnen im Bereich Gender Studies angebotenen Seminare eher den Women´s Studies zuzurechnen wären. So kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß Gender Studies am Anfang als ein Tarnname gelten sollte. Heute sind das weitgehend Seminare zu Gender Studies, wo kritische Analyse der Tradition und mit ihr der historisch gewachsenen Geschlechterverhältnisse geleistet wird. Die heutige Erkenntnis wäre jedoch, daß solange beides - Women´s und Gender Studies - zusammengedacht wird, die Aneignung der gender-Problematik durch UNO und EU-Gremien nicht als Gefahr angesehen werden muß. Gender-mainstream darf jedoch nicht als ein vom Feminismus abgelöstes Phänomen aufgefaßt werden. Die Geschlechtergleichheit läßt sich ohne das aktive Engangement von selbstbewußten Frauen von oben nicht einführen. Kommunistische Länder haben es lange genug versucht und heute wissen wir, daß die Mentalität bezüglich der Geschlechtergleichheit sich über all die Jahre weder bei Männern noch bei Frauen beträchtlich verändert hat. Beide Kategorien, Weiblichkeit und gender, sollten weiterhin ihre Dienste leisten, auch wenn gender-mainstream angesagt ist. In diesem Zusammenhang ist auch wichtig, die feministische Theorie mit der politischen Praxis parallel zu entwickeln. In Polen versuchen wir es in Gender Studies an der Warschauer Universität zu tun, wo Studierende verpflichtet sind, nicht nur Seminare zu absolvieren, sondern auch ein Praktikum in einer Frauenorganisation absolvieren, und in den Feministischen Sommerschulen, wo akademische Vorträge und Seminare mit NGO-Workshops und Trainings verbunden werden. Diese Verbindung scheint gerade in einer Zeit vonnöten zu sein, in der um die Interpretation des gender-Begriffs gerungen wird.

 

Renate Sadrozinski: 

Sind die USA mal wieder ein paar Jahre voraus?

"Its purpose would be to take the actions needed to bring women into the mainstream of American society, now".

(Betty Friedan bei der Gründung von NOW, 1966)



1. "Die" Frauenbewegung gibt es in den USA schon seit einiger Zeit nicht mehr. Allerdings gibt es eine Reihe von Frauenbewegungen, die sich auf jeweils verschiedene Schwerpunkte konzentrieren. Frauenprojekte existieren zumeist am Rande des Untergangs. Viele von ihnen haben ihre "radikalen" Standpunkte aufgegeben, wenden sich an oder beraten auch Männer. 

NOW (National Organization for Women) ist eine anerkannte Interessengruppe geworden, die in Washington eine nicht unbedeutende Rolle spielt, wenn es um "Frauen-Fragen" geht - vor allem um Abtreibung, Frauengesundheit, internationale Fragen (z.B. Frauen in Afghanistan, Kriegsvergewaltigungn, Beschneidung), und Personalpolitik (Besetzung von Regierungsposten und Ernennung von Richtern).



2. An den Universitäten gibt es immer weniger "Women's Studies" Programme, immer häufiger "Gender Studies" und "Gender and Women Studies"; "Feminist Studies" sind beinahe ganz verschwunden. Das ist nicht nur ein Etiketten-Austausch. "Gender Studies" sind inzwischen ein unbestrittener Teil beinahe jeder Universität, mit entsprechenden Posten, Einkommen, Karrieren, Veröffentlichungen, Aufstiegschancen. Zwar immer noch Frauen-dominiert - und d.h. mit weniger Geld und Prestige ausgestattet als andere Studiengänge -, finden doch immer mehr Männer (Studenten wie Professoren) ihren Platz in dieser ehemals "women only" Domäne. Das hat selbstverständlich Einfluss auch auf die Inhalte. Gender Studies Programme beschäftigen sich vor allem mit "Queer Politics", Rassismus, Armut, Religion und der Familie - weniger mit Macht und dem Geschlechterkampf.



3. In 1964 wurde das Verbot erlassen, wegen "Rasse, Farbe, Religion, nationaler Herkunft oder Geschlecht" zu diskriminieren. Vorausgegangen war eine bedrückende Niederlage der Frauenbewegung: der Kampf um ERA war verloren. Die Ergänzung der Verfassung der USA um die Gleichheitsrechte von Frauen (Equal Rights Amendment) war abgelehnt.

"Affirmative Action", der Versuch, durch "positive Diskriminierung" gesellschaftlich verursachte Ungleichheit zu überwinden, erwies sich als ein Hebel für Frauen, in der Wirtschaft und an den Universitäten etwas schneller voran zu kommen und Boden zu gewinnen. (Übrigens mehr als für African-Americans, für die "Affirmative Action" ursprünglich ersonnen war.) In 2000 wurde die bevorzugte Behandlung von Frauen bei gleicher Qualifikation (ebenso wie von "rassischen Minderheiten") in Kalifornien als erstem Bundesstaat abgeschafft. Andere folgten und werden in der Zukunft folgen. NOW konnte keine machtvolle Gegenbewegung in Gang setzen.

"Affirmative Action" Programme haben die politische Vertretung von Frauen durch Frauen nicht verbessert: sie stellen noch immer nur eine kleine Minderheit im Congress und in den "Häusern" der Bundesstaaten. (Senate 13 von 100 = 13%, House 62 von 435 = 14%; Governors 6 von 50 = 12%, davon 2 nicht gewählt sondern ernannt.)

"Gender Mainstreaming" als politische Forderung wird nicht erhoben. Nur die UNO hat ihre eigenen Organisationen darauf verpflichet.



4. Feministische Theorie und Politik ist parteilich: Frauen wollen (und sollen) als Gruppe, 

die im Patriarchat benachteiligt ist, durch politische, rechtliche, kulturelle, wissenschaftliche und soziale Auseinandersetzungen ihr Recht erlangen, als volle Menschen am gesellschaftlichen Prozess sich zu beteiligen und ihr Leben entsprechend ihren persölichen Fähigkeiten zu gestalten. Die Frage, ob Frauen und Männer grundsätzlich verschieden oder gleich sind, muss nicht beantwortet werden, um diesen Kampf aufzunehmen.

Gender Mainsteaming ist neutral: Kein Geschlecht wird (scheinbar) bevorzugt. Benachteiligungen und Bevorzugungen werden nicht auf patriarchalische Machtverhältnisse zurückgeführt.



5. "Gender Mainstreaming", eine Forderung der Welt-Frauen-Konferenz in Peking 1995, 

strebt an, dass beide Geschlechter mit gleichem Gewicht in allen gesellschaftlichen Fragen eine Rolle spielen. Davon sind wir nach wie vorallerdings weit entfernt. Frauen werden weiterhin als der "Sonderfall" betrachtet. Wir beschäftigen uns (zu Recht!) damit, wie wir Frauen fördern, wie wir die weltweite Benachteiligung von Mädchen abschaffen können; wie Geld und andere Resourcen in weibliche Hände geraten, und wie wir die politischen Entscheidungen zugunsten von Frauen beinflussen können. Wir schauen auf die "Unterbewertung" von Frauen.



Zwar sind Männer, insbesondere "Männlichkeit", inzwischen auch zum Studienobjekt geworden; die Tatsache aber, dass Männer generell überbezahlt, überrepräsentiert und überbewertet werden, dass sie sich nicht eignen als Maßstab für die Menschheit, ist noch immer nicht allgemein anerkannt. Wir schauen nicht auf die "Überschätzung" von Männern.



Solange wir noch so viel Ungleichheit zu bekämpfen haben, kommt mir "Gender Politics" wie Etikettenschwindel vor. Ich bleibe vorläufig bei Feminismus.

 

Prof. Dr. G. Spieß:

Feminismus Adé? Genderpolitcs welcome? Eine Diskussion in Ost und West

Ein Blick zurück:

Feminismus bedeutete für uns Frauenbewegte der Kampf gegen Sexismus und Diskriminierung. Das Patriarchat sollte abgeschafft werden, "bevor es uns abschafft".... jedenfalls im Westen Deutschlands. - Für die meisten Frauen in der DDR dagegen war der Feminismus spalterisch, gegen das Kollektiv und den Mann gerichtet. Sie verstanden sich als ökonomisch unabhängig und gleichberechtigt.



Festzustellen ist heute: die westdeutsche Frauenbewegung führte zu vielen praktischen Erfolgen von der Frauenprojektbewegung bis hin zur institutionellen Gleichstellungspolitik. Doch der große Umbruch im Geschlechter- Machtgefälle und der Verteilung von Geld und Einfluss blieb aus. Ist die Schlussfolgerung: Feminismus Adé, Gender Mainstreaming her!



Feminismus Adé - stattdessen eine Geschlechter- Revolution von oben?

Zur Geschichte und zum Anspruch: "Gender Mainstreaming" wurde während der Weltfrauenkonferenz in Nairobi 1985 geboren, in Peking 1995 weiterentwickelt und im Amsterdamer Vertrag von 1999 festgeschrieben. Für die Europäische Union, also auch Deutschland, soll Gender Mainstreaming qua Gesetz für die gerechte Verteilung der Ressourcen Geld, Zeit und Raum sorgen. Bisher wurden Entscheidungen nach den Kriterien -Sachgerechtigkeit - Machbarkeit - Kosten getroffen. Gender Mainstreaming will die Kategorie "Geschlecht" systematisch als Prüf- und Handlungsauftrag einbringen. Der Dreierschritt des "Gender TÜVs" ist feststellen des Bedarfs an Geschlechtergerechtigkeit, beheben des Gleichstellungsdefizit, überprüfen, ob sich was im Sinne der Chancengleichheit verändert hat.

Gender Mainstreaming hat weitere Vorteile, es macht die Geschlechterdiskriminierung zum Bestandteil des normalen politischen Geschäfts. Der Auftrag Chancengleichheit ist nicht länger eine Frage des guten Willens Einzelner, keine Frage der Arbeitskapazität oder des Ideenreichtums der Frauenbeauftragten, sondern er ist Gesetz. Die Führungskräfte eines Ressorts werden für die Umsetzung verantwortlich gemacht. In hierarchischen Institutionen ist das "Gold wert". Gender Mainstreaming entspannt zudem die Auseinandersetzung im Geschlechterverhältnis! Die Genderperspektive sucht nicht nur nach den Unterschieden, sondern auch nach den Gemeinsamkeiten; sie schließt Männer ein, indem sie nach dem "Arrangement im Geschlechterverhältnis" fragt.

Ist die Schlussfolgerung: Feminismus und Genderpolitik fließen zusammen?

Die Frage, ob der große Gender- Strom den "feministischen Wildbach", der auch in Deutschland so mitreißend war, verdrängt, beantworte ich mit Nein! Die eine Strömung ist aus der anderen entstanden - beide sind aufeinander verwiesen. Feministischer Druck von unten und der Handlungsdruck von oben ergänzen sich. 



Gender Studien und Geschlechterverhältnisse im Widerspruch zwischen Gleichheit und Differenz

Der allgemeine Paradigmenwechsel von den Feministischen Studien oder den Frauen- zur Genderforschung spiegelt sich auch in der Namensänderung unseres Schwerpunkts: die Frauen- und Mädchenarbeit wurde zum Schwerpunkt Geschlechterverhältnisse. Das Lehrangebot hat sich dadurch nicht verändert. Die Geschlechterfrage wird in eigenen Lehrangeboten, aber auch interdisziplinär in den restlichen Angeboten berücksichtigt.



Die Studierenden verbinden heute mit dem Begriff Feminismus u.a. Selbstbestimmung, politische Freiheit, Emanzipation, Autonomie, und "Besinnung auf die eigene Notwendigkeit" (Umfrageergebnisse vom 19.12.01). Die Einschätzung entspricht dem Ergebnis einer bundesdeutsche Umfrage durch das Allensbacher Institut. Die Hälfte der befragten 16- bis 29jährigen reagierte spontan positiv auf das Wort Feminismus. Wahrend der Begriff "Gender" große Verständnis- und Akzeptanzprobleme hat, ist der Begriff Feminismus keineswegs "out".



Trotzdem: nach wie vor muss der Schwerpunkt gesichert werden. Denn trotz der allgemeinen Akzeptanz bei Studierenden und Lehrenden, trotz interdisziplinären Repräsentanz des Themas "Geschlecht" und des persönlichen Nutzens, den auch die männlichen Lehrenden durch die Frauenförderung erfahren, bleibt das Lehrgebiet "Gender" in der Wissenschaft labil und die Verhältnisse sind nach wie vor ungesichert (eine Thema wie "empirische Sozialwissenschaft" steht dagegen "fest").



Rahmenbedingungen von Gender Studien im "Frauenstudiengang" Sozialarbeit

Interessant ist der Blick auf die Geschlechterverhältnisse im Fachbereich Sozialwesen. Sie bilden den "heimlichen Lehrplan" von Gender Studien. 

Sozialarbeit/ Sozialpädagogik ist ein Frauenberuf, das Studium ein Frauenstudium . Die Mehrheit der Studierenden im Fachbereich Sozialwesen sind Frauen. Ihre künftige Arbeit wird sich hauptsächlich an Frauen richten. Die weibliche Mehrheit studiert jedoch mehrheitlich bei Professoren, hat also männliche Vorbilder und wird auf den Frauenberuf der Sozialen Arbeit durch Männern vorbereitet. 



Männliche Studenten bereiten sich als deutliche Minderheit auf einen Frauenberuf vor. Allerdings erhalten sie (aus der Sicht der Studentinnen) eine überproportional hohe Aufmerksamkeit von den Lehrenden. Berufsstatistiken zeigen darüber hinaus, dass sie es sind, die künftig die meisten Führungspositionen einnehmen.



Eine "Arbeitsteilung" fällt bei den Lehrenden auf: die Frauen engagieren sich in den Gremien sie halten das Haus in Ordnung. Die Männer engagieren sich deutlich mehr (als Frauen) aushäusig, z.B. in der Forschung und veröffentlichen mehr. Männliche Lehrende nutzen aktiv die von Frauen erkämpften Mittel der Frauenförderung. Sie beantragen Projekte und fördern wiederum den weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchs. Der wiederum wird von Männern sozialisiert. 



In den Gender Studien gerät die Geschlechter - Ordnung in Unordnung

Gender Studien bringen aus meiner Sicht eine Reihe von Widersprüchen mit. Ein Grundwiderspruch ist: Die Forderung nach Geschlechter- Gleichheit beinhaltet zugleich die Entdeckung und Betonung von Geschlechterunterschieden. Das Ziel "Genderthinking" schließt ein, das bipolare Denken zu verändern. Gleichzeitig wird diese Bipolarität in der Lehre betont. Konkret: Wir klären über die geschlechtsspezifische Diskriminierung (oder Privilegierung) auf und fordern auf, die Geschlechterkategorie zu "dekonstruieren".... also das, was viele Studierenden gerade erst entdeckt haben.



Die Lehre thematisiert vor allem Mißstände zwischen den Geschlechtern. Die Häufung des strukturellen Unrechts, von Ungleichheit, Herrschaft und Unterdrückung ruft Abwehr hervor.



Die Fakten der Geschlechter- Ungleichheit und der Unterdrückung stoßen ab, und die Lehre schafft Distanz zwischen den Studierenden, die jedoch in einem Alter der sexuellen Anziehung sind.



Die Umsetzung von Menschenrechten erfordert, für entrechtete Frauen Partei zu ergreifen. Die Parteinahme schließt die Ablehnung derjenigen ein, die diese Menschenrechte oft so grausam antasten: Männer, Männerbünde. Frauenparteilichkeit stört den scheinbaren "Geschlechterfrieden".



Gender Studien erfordern m.E. eine Menge an meta-kommunikative Strategien! Ob die Studien nun Frauenstudien, bzw. feministische Studien oder Gender Studien genannt werden, beide Perspektiven bergen eine Menge Konfliktstoff in einem konflikthaften Geschlechter-Umfeld. Ins Licht geraten so oder so die Geschlechterhierarchie, die Bevorzugungen und Benachteiligungen, Macht- und Ohnmachtsverhältnisse, Recht und Unrecht. Die Lehre - ob nun von den Frauen ausgehend oder von der Genderperspektive - führt gleichermaßen zum "alten" Gleichheitspostulat und zu den Frauenrechten. 



Gender Studien bereiten den Boden, ungerechte Verhältnisse zu erkennen und zu verändern. Dabei sind der Gleichheitsanspruch und das Entdecken der Differenzen die Inhalte und zugleich die Instrumente, die sich in Forschung und Lehre gegenseitig bedingen.

Ich komme daher zum guten Schluss: feministische Studien und Genderstudien sind - mit der nötigen Wachsamkeit - beide willkommen!

 



Partner

Die Frauenbeauftragte der LMU München, Frau Dr. Mitzdorf