Fairer Handel – Modell für gerechtes Wirtschaften?

Veranstaltungsreihe: Eine Welt ohne Visionen geht zu Grunde

Demokratie, Abstimmung per Handzeichen

Die dwp eG Fairhandelsgenossenschaft wurde 1988 in Ravensburg von Weltläden der Region Oberschwaben als GmbH gegründet und 2005 in eine Genossenschaft umgewandelt. Dank partnerschaftlicher, weltweiter Handelsbeziehungen mit mehr als 60 Produzenten-Gruppen und den darin zusammengeschlossenen zehntausenden von Produzent*innen und Kleinbauernfamilien werden Lebensmittel wie Kaffee, Tee, Gewürze, sowie Kunsthandwerk und Textilien zu fairen Preisen und Konditionen importiert und an Welt- und Bioläden sowie andere Interessenten weiter gegeben. Seit 2012 erstellt dwp zudem eine „Gemein-Wohlbilanz“ über die eigene Arbeit.

Aber hilft das wirklich? Führt es zu einer Veränderung der Wirtschaft im Süden? Hat der faire Handel Chancen im Wettbewerb mit Discountern und Supermärkten? Bleiben die Gewinne der Wertschöpfungskette letztlich nicht doch bei uns im reichen Norden?

Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Vortrags von Martin Lang, des Referenten für Öffentlichkeitsarbeit der Fairhandelsgenossenschaft Ravensburg (dwp). Ein Blick auf die Wirtschaftszahlen belegt die zunehmende Bedeutung des Fairen Handels:  Der weltweite Gesamtumsatz stieg in den letzten Jahren auf weit über 1 Milliarde und der von dwp auf über 10 Millionen. Also eine Erfolgsgeschichte?

Ja, sofern „fair“ ernst genommen wird und alle Grundsätze angewendet werden, die der Referent ausführte. Sie sind die Basis der Arbeit von dwp mit ihren 60 Partnern in 30 Ländern und der über 800 Weltläden in Deutschland. Da der Begriff „fair“ aber nicht geschützt ist, wird er in der konventionellen Wirtschaft und vor allem bei den Discountern missbraucht. Denn ihr Ziel ist die Gewinnmaximierung, ohne Transparenz in der Preisgestaltung und in der Wertschöpfungskette, keine faire Zusammenarbeit mit den Produzenten, kein ausreichender Arbeitsschutz, keine Arbeitsplatzsicherung und Mitbestimmung und keine Rücksicht auf ökologische Faktoren. Sie nehmen einzelne Produkte mit geringem fairen Anteil in ihr Sortiment  auf und täuschen soziale Verantwortung vor.

Ganz anders die Arbeit der dwp, die sich als Partner der „Gemeinwohl-Ökonomie“ verpflichtet hat. An zwei Beispielen machte Lang deutlich, mit welchen Implikationen beim echten Fairen Handel zu rechnen ist. Die beliebten, getrockneten Mangos aus den Philippinen sind zum Symbol für eine erfolgreiche, internationale Menschenrechts- und Kampagnenarbeit geworden. Die Stiftung PREDA, 1974 vom irischen Pater Shay Cullen gegründet, hat die dortige Gesellschaft durch ihren Kampf gegen soziale Missstände maßgeblich verändert und die Kinderrechte gestärkt. Der faire Erlös eines großen Mangobaumes deckt die jährlichen Kosten für 2 Schulkinder, die damit eine Chance auf eine menschenwürdige Zukunft erhalten. Die Produzenten erhalten Unterstützung durch fachliche Beratung, durch Vorauszahlungen und günstige Kredite, durch Organisations- und Personalschulung, durch Hilfen zur Weiterverarbeitung, damit die Wertschöpfung im Lande bleibt. Es geht im fairen Handel, so der Referent, also nicht nur um den Handel mit Waren, sondern um Veränderung der wirtschaftlich mächtigen Gruppierungen.

Diese mühevolle Arbeit erläuterte Lang auch am Beispiel der „Canaan Fair Traid“ Partnerorganisation. Sie sichert mit ihren Olivenprodukten, gegen große Widerstände der israelischen Besatzungsmacht, in Palästina die Lebensgrundlage für tausende Familien und fördert den Erhalt der eigenen Kultur und Tradition. 

 

Mit:

Martin Lang
Info- und Öffentlichkeitsreferent der dwp eG

Partner