Eine Bildungsreise durch den Westbalkan
Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Albanien auf dem langen Weg nach Europa
von Lucia Kemle
Mit einem heftigen Ruck setzen die Reifen des Flugzeuges auf der Landebahn auf. Als wir aussteigen, weht uns ein warmer Wind entgegen. Die Reise beginnt. Organisiert von der Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg und der Petra-Kelly-Stiftung sind 25 Interessierte auf dem Weg in die Ankunftshalle des Flughafen Sarajevos. Die kommenden zehn Tage wird unsere Reisegruppe in Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Albanien verbringen. Diese Länder sind geprägt von Kontrasten, von Widersprüchen, die uns verwirren, uns überfordern, uns wütend und traurig machen.
In Sarajevo lauschen wir dem Muezzin und den Kirchenglocken – so friedlich nebeneinander – während die Einschusslöcher in den Gebäuden rundherum nicht zu übersehen sind. In Srebrenica stehen wir fassungslos vor schier endlosen Gräberreihen. Doch die Menschen hier machen uns auch Hoffnung. Überall treffen wir Aktivist*innen, die für eine friedliche, eine bessere Zukunft kämpfen.
Während der gesamten Reise fragen wir uns: Wie sehen engagierte Bürger*innen die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen? Welche Rolle spielt die Erinnerung an die jüngste Geschichte – an Kriege und Diktatur? Wie steht es um Themen wie Ökologie, Migration oder LGBTTIQ-Rechte? Und: Was wird von der Europäischen Union erwartet? Wir wollen verstehen, welche Perspektiven die drei Länder haben und vor welchen Herausforderungen sie auf dem Weg nach Europa stehen.
Tag 1. Langsam verschwindet die Sonne hinter den dicht bewaldeten Bergen. Wir sind seit kaum fünf Stunden in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo. Die Häuser hier breiten sich im Kessel aus, ziehen sich wie Sprenkel in die Berge. Von weitem wirkt alles idyllisch. Aber diese Häuser tragen Spuren. Sie sind Zeugen der Belagerung der Stadt. Auch heute, 23 Jahre nach der Belagerung sind viele Häuser übersät von Einschusslöchern. Die Geschichte hinter diesen Einschusslöchern erzählt uns der Journalist, Autor und Filmemacher Erich Rathfelder. Eindrücklich schildert er die jüngere Vergangenheit Bosnien-Herzegowinas: „Krieg in der Region von 1992-1995. Und die Welt schaut zu.“ Er mahnt: „Das war ein Krieg gegen Zivilisten. Allein die Belagerung Sarajevos forderte über 11.000 Menschenleben, 1.800 davon waren Kinder.“ Rathfelder ist eng mit der Region verbunden, er lebt mit seiner Familie hier und kennt viele Menschen. Täter und Opfer leben heute im ganzen Land oft nah beieinander. Rathfelder betont: „Täter kommen irgendwann frei. Ein Opfer ist sein ganzes Leben lang Opfer.“
Tag 2. Es duftet nach Kaffee und Cevapcici. Wir bestaunen glitzerndes Kunsthandwerk und historische Gemäuer in Sarajevos Altstadt. Der Muezzin ruft zum Gebet. Wenige Minuten später: Kirchenglocken. Die orthodoxe Kirche neben der katholischen Kathedrale, der ehemaligen Synagoge und der Moschee täuschen fast darüber hinweg, wie gespalten das Land ist. Das politische System ist undurchschaubar, die Probleme groß: Armut, Arbeitslosigkeit, Nationalismus.
Wir sprechen mit dem Sarajevo Open Center, einer Organisation, die sich für die Belange der LGBTTIQ-Community und für Frauenrechte einsetzt. Die Vertreterin spricht zwar von einer guten Rechtslage, betont jedoch, dass die Realität anders aussehe. Angriffe auf der Straße seien keine Seltenheit – insbesondere auf dem Land. Sie freut sich dennoch über Erfolge, die ihre Organisation erreicht hat: „Die Polizei wird geschult, Zeitungen berichten über uns und im September findet in Sarajevo endlich die erste Pride-Parade statt.“
Wir gehen weiter – zur Heinrich-Böll-Stiftung Sarajevo. Dort gibt uns Marion Kraske einen tieferen Einblick in das unübersichtliche politische Gebilde Bosnien-Herzegowina. Kraske berichtet von einem korrupten System, in dem jegliche Korrektivmaßnahmen fehlen: „Wir haben niemanden, der europäische Werte verteidigt. Das nutzen die nationalistischen Parteien aus.
Das Land entwickelt sich seit zehn Jahren im Demokratieindex zurück.“ Kraske warnt vor neuen kriegerischen Auseinandersetzungen und sieht die einzige Lösung in einer Rechtsstaatsoffensive und der Einführung von EU-Standards. Die Böll Stiftung Sarajevo bearbeitet u.a. die Bereiche Gendergerechtigkeit, grüne Themen, wie Luftverschmutzung, Regierungsarbeit, Geschichte und die EU-Perspektive. Trotz vieler kleiner Erfolge bereitet die zunehmende Radikalisierung der Gesellschaft und Politik Kraske Sorgen.
Eine weitere Perspektive liefert uns das Gespräch mit einer Vertreterin der islamischen Gemeinschaft in Bosnien und Herzegowina. Sie betont, dass das Islamverständnis ihrer Gemeinschaft plural sei und es um ein „Miteinander“ gehe. Sie sagt aber auch: „Wir fühlen uns hier nicht sicher. Die Waffen stehen zwar still, aber wir fühlen uns dennoch bedroht.“
Der zweite Tag in Sarajevo bestätigt: Bosnien-Herzegowina ist mindestens genauso schön wie kompliziert.
Tag 3. Schier endlose Reihen weißer Grabsteine. Srebrenica. Es ist schwer zu begreifen, was hier geschehen ist. Vor 24 Jahren ermordeten bosnisch-serbische Soldaten innerhalb weniger Tage mehr als 8.000 bosnische Muslime.
Srebrenica wurde Mitte der 1990er zur Zufluchtsstätte für bosnische Muslime, die während des Bürgerkriegs aus ihren Heimatorten vertrieben wurden. Die Vereinten Nationen haben das Gebiet daraufhin zur Schutzzone erklärt, in der niederländische Truppen Sicherheit gewährleisten sollten. Die Rund 350 dort stationierten Soldaten verfügten weder über ein passendes UN-Mandat, noch über die Ausrüstung, um diesen Schutz gewährleisten zu können. Am 11. Juli 1995 konnten der politische Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadžić, und Armeechef Ratko Mladić mit ihren Truppen Srebrenica einnehmen.
Ein Historiker der Gedenkstätte erinnert sich an die schrecklichen Tage im Juli 1995. „Alle Jungen und Männer ab 13 Jahren wurden vom Rest der Gruppe getrennt. Ich war zwölf, mein Bruder 15. Ich durfte mit den Frauen und Kindern gehen, mein Bruder musste bei den Männern bleiben. Wir wurden auf Lastwagen und in Bussen abtransportiert und bis kurz vor bosnisch-muslimisch kontrolliertes Gebiet gebracht. Fast alle Männer, die zurückbleiben mussten, wurden hingerichtet und dann verscharrt. Dieser Tag im Juli war der letzte Tag, an dem ich meinen Bruder gesehen habe. Noch heute, 24 Jahre nach dem Massaker, haben wir seine sterblichen Überreste nicht gefunden.“
Der Genozid hat tausende Familien zerstört und in ein Leben in Trauer geführt. Er hat aus ehemaligen Nachbarn Feinde gemacht. Ein Land noch tiefer gespalten. Er hat das Vertrauen in Internationale Institutionen wie die UN nachhaltig gestört. Und er hat uns alle aufgerüttelt.
Srebrenica bleibt ein Mahnmal für das, was passiert ist. Und für das, was wieder passieren kann, ohne echtes Verständnis füreinander.
Tag 4. Tunnel der Hoffnung. Mit eingezogenem Kopf durch knöcheltiefes Wasser waten, einen schweren Koffer in der Hand halten und auf keinen Fall das Stromkabel berühren. Es stinkt nach Diesel. Das alles während Granateinschläge den Stollen zum Zittern bringen. Wer zwischen 1993 und 1996 das belagerte Sarajevo verlassen wollte, musste den Weg durch den Tunnel nehmen. Die Kesselstadt war fast komplett von bosnisch-serbischen Truppen umzingelt. Lediglich ein Korridor ins Umland wurde noch von bosnischen Truppen gehalten. Den Weg dorthin versperrte allerdings der Flughafen, der UN-Schutzzone war und von Einwohnern nicht überquert werden durfte. Als absehbar war, dass die Belagerung länger dauern würde, haben Bewohner Sarajevos den Tunnel der Hoffnung geplant und gebaut. Der Tunnel wurde zu einer Lebensader der Stadt: Menschen, Diesel und Waffen konnten so in die Stadt gebracht werden – oder die Stadt verlassen.
Wir besichtigen einen der beiden Tunneleingänge und laufen gebückt durch einen kurzen nachgebauten Abschnitt des Tunnels. Schon auf dieser kleinen Strecke wird einem mulmig zumute. Unvorstellbar, wie die Situation damals gewesen sein muss.
Nach dieser beklemmenden Erfahrung können wir unseren – in jeglicher Hinsicht – freien Nachmittag noch mehr genießen. Wir fahren mit der Seilbahn auf einen der Hausberge, schlendern durch schöne Altstadtgässchen und beobachten das bunte Treiben mit einem bosnischen Kaffee in der Hand.
Tag 5. Die Luft schmeckt salzig, der Oleander leuchtet dunkelrot und weiß. Seit der Abfahrt in Sarajevo hat sich einiges verändert: Schroffe Felsen und Meer statt sanfter grüner Berge. Die Fahrt zwischen Sarajevo und Budva in Montenegro ist atemberaubend schön und enorm abwechslungsreich: Smaragdgrüne Flüsse und üppige Wälder wechseln sich mit karger Felslandschaft ab. Doch selbst an den Straßen hört die Spaltung des Landes nicht auf. Wir merken deutlich, in welchem Teil des Landes wir uns gerade befinden. In der Republika Srpska schaukelt es im Bus merklich weniger, als in der Föderation.
Bei einem Zwischenstopp in Mostar unterhalten wir uns mit der Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Štefica Galić über Presse- und Meinungsfreiheit in Bosnien-Herzegowina. Galić betreibt das kritische Onlineportal tacno.net, kämpft gegen nationalistische Narrative und setzt sich für eine Aufarbeitung der Verbrechen der bosnisch-kroatischen Armee während der Jugoslawienkriege ein. Aufgrund ihres Engagements wird Galić regelmäßig Opfer von Todes- und Vergewaltigungsdrohungen und wurde bereits angegriffen und verletzt. Sie beklagt, dass kritische Meinungen in Bosnien-Herzegowina keinen Platz haben und Personen, die diese aussprechen Angriffen ausgesetzt sind. Galic betont: „Menschen, die in den 90ern Verbrechen begangen haben, haben heute das Kapital und verfügen somit über viel Macht.“
Nach dem aufrüttelnden Gespräch besichtigen wir das bei Tourist*innen sehr beliebte Mostar. Auch hier sind die Kontraste spürbar. Auf den ersten Blick wirkt die Altstadt mit ihrer wiederaufgebauten Brücke wunderschön und friedlich, doch auch hier hat der Krieg deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. Anschließend führt uns die Reise nach Budva in Montenegro, direkt ans Meer.
Tag 6. Wind zerzaust uns die Haare, links und rechts abertausende Seerosen, im Hintergrund steil aufragende Bergketten. Möwen und Kormorane begleiten unser Boot auf dem Skutarisee. Entspannt genießen wir Rotwein, Gebäck und Ziegenkäse der Region. Der heutige Tag steht ganz im Zeichen von Kultur und Natur.
Vor der Bootstour bestaunen wir das Kloster Ostrog. Wie ein Adlerhorst in den Felsen gebaut, thront es mehrere 100 Meter über dem Tal. Die Schlange vor den Toren dieses Pilgerortes der serbisch-orthodoxen Kirche ist lang, viele Menschen drängen in die letzte Ruhestätte des heiligen Vasilije Ostroški. Aus Lautsprechern schallen gregorianische Choräle, der Andenkenladen verkauft fast schon aggressiv Heiligenbildchen und Wunschzettel. Trotz, oder vielleicht auch wegen des Trubels, umgibt den Ort eine besondere Stimmung. Schweigend drängt sich der Besucherstrom durch die stickige Höhlenkirche. Viel Zeit zum Umschauen bleibt nicht, trotzdem küssen Gläubige hastig die langsam abblätternden Fresken der Heiligen.
Tag 7. Kies knirscht unter den Badelatschen, Sonne brennt auf der Haut, der Blick auf die Altstadt von Budva, das türkisblaue Meer und die steil aufragenden Berge dahinter ist traumhaft. Kinder toben, Erwachsene lesen. Montenegro - heile Welt.
Dass dieser Schein trügt erklärt uns die Journalistin, ehemalige Professorin, Autorin und Politikerin Božena Jelušić: „Ohne gute Beziehungen kommt man im Land nicht weiter. Vetternwirtschaft und Geldwäsche sind Alltag. Die Küstenregion wird ausverkauft und schamlos zugebaut.“ Ein Grund für diese Probleme ist, dass Gewaltenteilung praktisch nicht vorhanden ist. Ein anderer, dass der Staatsapparat enorm aufgeplustert ist. Von den ca. 650.000 Einwohner*innen Montenegros seien 50.000 Angestellte des Staates, so Jelušić. Als Montenegro noch zu Jugoslawien gehörte, waren es lediglich 8.000. Jelušić wünscht sich den EU-Beitritt Montenegros, „um wenigstens gewisse Standards aufzubauen und auf dem Radar der EU zu sein.“ Sie warnt allerdings vor einer Art EU-Hegemonialismus oder EU-Kolonialismus. Die EU unterschätzte laut Jelušić die Führer Montenegros. Was Bosnien-Herzegowina uns bereits gezeigt hat, gilt auch für Montenegro: Wer im Wahlkampf nationalistisch argumentiert, Angst macht und Hass schürt, gewinnt die Wahl.
Tag 8. Es schaukelt. Abwechselnd geht es links oder rechts tief hinunter. Ächzend quält sich der Bus die steilen Serpentinen zur albanischen Kleinstadt Kruja hinauf. Hier prallen nicht nur glänzende Glasfassaden auf gepflasterte Gässchen und neue Autos auf alte Webteppiche. Die Stadt ist auch bekannt für ihre Festung, hoch oben in den Bergen, von der aus der Fürst Skanderbeg im 15. Jahrhundert das Fürstentum Kastrioti, das einen großen Teil des heutigen Albaniens umfasste, gegen die Osmanen verteidigte. Skanderbeg, der eigentlich Gjergj Kastrioti hieß, wird heute von vielen als Nationalheld gefeiert. Beim Erkunden des ihm gewidmeten Museums erfahren wir, dass die Archtiektin des 1982 eröffneten Bauwerks Pranvera Hoxha ist, die Tochter des kommunistischen Diktators Enver Hoxha.
Die Museumskonzeption zeigt deutlich, dass hier mit aller Kraft ein nationaler Mythos bekräftigt werden sollte, der den Diktator Enver Hoxha und seine Sozialistische Volksrepublik Albanien stärken sollte.
Die Fußgängerampel leuchtet: Noch 16 Sekunden grün. Den Autofahrer interessiert das wenig. Energisch drückt er sich an uns vorbei. Schweißnass klebt der Rucksack am Rücken. Tirana holt einen schnell zurück ins hier und jetzt. Die Hauptstadt Albaniens ist laut, heiß und überfordernd, gleichzeitig bunt, entspannt und fröhlich. Auch hier ist die Geschichte allgegenwärtig: Alte Moscheen und neue Plätze, restaurierte Fassaden und zerbröckelnde Häuserrückseiten. Bunker und Brutalismus. Aus dem Hinterhof des Kunstmuseums grüßen Stalin, Lenin und Hoxha. Unser Reiseleiter betont: „Jede Epoche hinterlässt ihre Wunden.“
Tag 9. Wir laufen durch die Straßen Tiranas. Vorbei an bunten Obst- und Gemüseständen, über staubige kleine Plätze und durch großzügige grüne Alleen. Albanien ist anders als die bereits besuchten Länder Bosnien-Herzegowina und Montenegro und hat doch mit vielen ähnlichen Problemen zu kämpfen: Arbeitslosigkeit, Armut, Abwanderung. Darüber unterhalten wir uns mit Enrico Günther, dem Pressesprecher und Leiter der Kulturabteilung der deutschen Botschaft Tirana. Deutschland ist einer der engsten Partner Albaniens und investiert viel in das Land. Mit Projekten, beispielsweise für besseres Wassermanagement und gegen organisierte Kriminalität, will Deutschland die albanische Gesellschaft stärken und stabilisieren. Sorge bereitet Günther die Rückschritte, die Albanien bezüglich der Pressefreiheit macht. Auf den ersten Blick wirke die Medienlandschaft zwar sehr plural, dahinter stecke aber ein Oligopol, das getrieben von wirtschaftlichen Interessen keine unabhängige Berichterstattung betreibe.
Einen weiteren Blick auf das Land erhalten wir vom Aktivisten Ervin Goci. Er kritisiert das Parteiensystem mit seinen Verbindungen zur organisierten Kriminalität. „Die Lösung für ein besseres Albanien liegt darin, das System und die Verfassung zu ändern und mehr direkte Demokratie zu etablieren.“, so Goci. Er fordert die EU auf, eine klare Haltung zu zeigen und einen demokratischen Umbau des Systems zu fördern.
Morgen geht es zurück nach Deutschland. Den letzten Abend verbringen wir deshalb gemeinsam und besprechen erste Eindrücke der Reise an einer langen Tafel. Auf dem Weg zurück ins Hotel strömen uns Menschentrauben entgegen. Im Hintergrund läuft laute, aufputschende Musik. Die Hundertschaften der Polizei ziehen sich langsam zurück. Eine große Demonstration gegen die amtierende Regierung löst sich gerade auf.
Tag 10 und Fazit. Tirana schläft noch. Früh geht es los in Richtung Flughafen. Voller neuer Eindrücke und reich an Erfahrungen machen wir uns auf den Weg zurück nach Deutschland. Auf unsere Fragen haben wir viele – und viele verschiedene – Antworten gefunden. Doch mit jeder vermeintlich beantworteten Frage kam eine neue Frage hinzu. Diese faszinierende Region mit ihren herzlichen Menschen, der herzzerreißenden Geschichte, der nachdenklich stimmenden Politik und den spektakulären Landschaften schreit nach einem erneuten Besuch.
Wie lange der Weg in Richtung Europäische Union auch noch sein mag, die drei Länder lehren uns die Werte, die wir in Deutschland für selbstverständlich halten. Frieden. Demokratie. Rechtsstaat. Freiheit. Sicherheit. Werte, die unsere unantastbare Menschenwürde sichern. Doch diese Werte sind auch bei uns in Gefahr.
Um sie zu schützen müssen wir offen sein, tolerant und zugewandt. Wir müssen echtes Verständnis für andere Menschen entwickeln. Gleichzeitig müssen wir gegen Hass, Hetze und Ausgrenzung kämpfen.
Die jüngste Vergangenheit – Diktatur in Albanien, Sezession und Krieg in Montenegro und Bosnien-Herzegowina – zeigt, welches Leid und welche Entbehrungen Menschen ertragen müssen, wenn diese Werte nicht gelten.
Der Westbalkan ist noch immer ein Pulverfass. Die Funken des Nationalismus könnten ihn jederzeit wieder sprengen. Das darf niemals passieren. Nicht noch einmal.
Partner
Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg
Art der Veranstaltung
Bildungsreise