Immer mehr Schutzsuchende erreichen die kanarischen Inseln über die tödliche Atlantikroute. Lösungsansätze der EU bleiben aus, die Berichterstattung ist spärlich. In der Podiumsdiskussion sprachen Paola Arénas, Till Egen und Fanni Bihari über die Situation an den EU-Außengrenzen und die Rolle der EU.
Seit Ende 2020 steigt die Zahl der Schutzsuchenden aus Westafrika, die über den Atlantik die kanarischen Inseln erreichen, rasant. Dieser Weg gilt als die gefährlichste und tödlichste Fluchtroute. Gleichzeitig werden die westlichen Mittelmeerrouten von der EU blockiert. Die Gründe für den enormen Zulauf an Schutzsuchenden sind vielfältig: Nicht nur zwingen bewaffnete Konflikte die Menschen zur Flucht, auch der Verkauf von Fischereilizenzen an europäische und chinesische Fischfangunternehmen, sowie eine schwere Wirtschaftskrise in Regionen Nord- und Westafrikas infolge der Covid-19-Pandemie spielen eine entscheidende Rolle. Die Versorgungslage in den provisorischen und überfüllten Zeltlagern und Unterkünften auf den Inseln erweist sich zunehmend als prekär und menschenunwürdig: Es mangelt an grundlegender Versorgung mit Nahrungsmitteln, der Bereitstellung von sanitären Anlagen und Hygieneartikeln, dem Zugang zu medizinischer Versorgung, sowie der Möglichkeit juristischer Beratung. An die Ermöglichung von Hygienevorkehrungen zum Schutz vor Corona ist gar nicht erst zu denken. Zudem ist die Praxis, die Menschen auf den Inseln festzuhalten, gemäß dem kanarischen Verwaltungsgericht nicht rechtmäßig. Gemäß Expert*innen sind die Prognosen für die nächsten Monate verheerend – während die Ankunft von zahlreichen Menschen erwartet wird, schauen die nationalstaatlichen Regierungen sowie die EU weiterhin weg. Es ist Zeit, menschenwürdige Lösungen insbesondere von der EU zu fordern.
Mit:
Paola Arénas
Watch the Med Alarme Phone https://alarmphone.org/de/)
Fanni Bihari
Fachreferentin für Flucht und Asyl bei Erik Marquardt (EU-Parlament, Bündnis 90/Die Grünen)
Till Egen
Filmemacher und Journalist Moderation: Johanna Scherf
Sommer, Sonne, EU-Grenzpolitik - Menschenrechtsverletzungen auf den Kanaren - Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung
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Bei der Veranstaltung handelte es sich um eine Kooperation des Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung mit der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt, der Stiftung Leben & Umwelt Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen, der Heinrich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz, der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen, der Heinrich-Böll-Stiftung Hamburg und der Petra-Kelly-Stiftung.