Das FemFest in Würzburg

Seit 2013 unterstützen wir das jährliches Feministisches und Gesellschaftskritisches Fest in Würzburg. Schauen Sie hier, was für spannende Diskussionen in den vergangenen Jahren gab!

Lesedauer: 5 Minuten
Plakat des Fem Festes 2019

Das FemFest 2019

"Von Lillifee zu Topmodel und Instafame -  Rollenstereotype in den Medien und ihre Bedeutung für die Identitätsentwicklung von Mädchen" Beitrag von Maya Götz

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Noch nie waren Mädchen so gut ausgebildet wie heute und doch fokussieren sie ihr Selbstwertgefühl auf ihr Aussehen und die Anerkennung durch andere. Noch nie waren die Möglichkeiten einer freien Berufswahl so vielfältig wie heute – und doch schlagen Mädchen hinsichtlich ihrer Zukunftsperspektiven extrem geschlechterspezifische Wege ein. Ein Hintergrund hierfür sind die in den Medien dominierenden Geschlechterstereotype. Auf perfide Art tragen sie dazu dabei, dass wir den Mädchen in den Welten der rosa Prinzessinnen den Widerstand liebevoll wegsozialisieren. Im Kinderfernsehen finden sie starke Mädchenfiguren, doch immer mit einem stereotyp schönen Körper und oft mit Maßen, die durch keine Schönheitsoperation jemals zu erreichen wären. Kommen dann mit ca. 8 bis 9 Jahren die neuen „Influencerinnen“ wie Bibi und ihr BeautyPalace hinzu, prägt sich ein stereotypes Bild von Mädchensein ein. Dies spiegelt sich dann u. a. in der Selbstinszenierung auf Instagram & Co wider. Entdecken die Mädchen dann Germany’s Next Topmodel, vermittelt dies vor allem eins: Du musst dich optimieren, alles für den Kunden geben, egal, was von dir verlangt wird. Das Ergebnis: Mädchen fügen sich freiwillig und mit dem Gefühl, alles im Griff zu haben, in ein neoliberales Frauenbild ein und begrenzen sich dabei selber – ohne es zu merken. In einem eingängigen Vortrag werden aktuelle Ergebnisse aus der Rezeptionsforschung vorgestellt und es wird die Notwendigkeit für gezielte Förderung und Beratung in diesem Bereich verdeutlicht.

Maya Götz, Dr. phil., verheiratet, zwei Töchter (10 und 13 Jahre), ist Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk und des PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL. Sie schloss ihr Studium an der PH Kiel mit dem Staatsexamen für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen und der Magistra der Pädagogik ab und promovierte 1998 an der Gesamthochschule Kassel mit der Dissertation „Mädchen und Fernsehen“. 

Ihr Hauptarbeitsfeld: Forschung im Bereich „Kinder/Jugendliche und Fernsehen” mit internationaler und geschlechtersensibler Perspektive.

Sie leitete über 180 empirische Studien, u. a. zu Daily Soaps, Castingshows, Fernsehfiguren und Identitätsarbeit. Sie veröffentlichte bisher über 250 wissenschaftliche Artikel, 15 Bücher und ist weltweit in Fortbildungen für Kinderfernsehredaktionen tätig. 

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Das FemFest2018

Eine Essstörung mit 27? Als Naturwissenschaftlerin ohne Figurprobleme?

„Essstörungen. Essstörungen betreffen vor allem Mädchen im Teenageralter, die auf der Suche nach Anerkennung dem Magerwahn verfallen. Mädchen, die sich dem Diktat der Schönheit unterwerfen und sich in GNTM Manier auf vermeintliche Idealmaße hungern wollen. Infolge dessen stellen sie das Essen ein, bekämpfen Hunger mit Watte und Cola light und stellen ihren abgemagerten Körper bei jeder Gelegenheit stolz zur Schau. Schuld daran sind also vor allem size zero-Designer, Stars und Sternchen, die untergewichtig über rote Teppiche stolpern, die Medien und Heidi Klum, die alle ganz deutlich die Message verbreiten: dünn = schön = erfolgreich.“

Wirklich? Machen wir es uns da nicht ein wenig einfach? Kann das aktuelle Schönheitsideal der alleinige Grund sein für die seit Jahren steigenden Fallzahlen? Was führt wirklich dazu, dass Menschen solche schweren, nicht selten tödlich verlaufenden Krankheiten entwickeln? Und welchen Einfluss hat die stetig wachsende, die Gesellschaft regelrecht in Lager spaltende Beschäftigung mit der „richtigen“ Ernährung? Welchen Einfluss hat der Trend zur ständigen Selbstoptimierung verbunden mit der in den Medien gebetsmühlenartig wiederholten Warnung vor einer „Verfettung“ der Gesellschaft? Führt die höhere Akzeptanz für einen kleinen Wohlstandsbauch bei Männern dazu, dass Männer seltener von Essstörungen betroffen sind? Und warum treten diese Erkrankungen trotz hoher Prävalenz und Diversität nur so selten und so einseitig in der Öffentlichkeit in Erscheinung?

Mit diesen und ähnlichen Fragen wollen wir uns in diesem Workshop auseinandersetzen. Gemeinsam wollen wir uns mithilfe einer bunten Mischung aus psychologischen Fakten, Statistiken und Studien sowie den ganz persönlichen Erfahrungen einer ehemaligen Betroffenen dem komplexen Thema Essstörungen annähern.

Anna Sophia Feuerbach, Diplombiologin und Ernährungsberaterin bekam während ihrer Promotion, für sie selbst völlig überraschend, die Diagnose „atypische Anorexie“. Es folgte ein längerer Leidensweg mit unzähligen Arztbesuchen, ambulanten und stationären Therapien, die größtenteils nicht den erwünschten Erfolg brachten. Bis sie sich entschloss, ihr Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen, endlich ihren eigenen Weg zu gehen, endlich glücklich zu werden. Auf ihrem Weg sah sie sich, wie viele andere Betroffene auch, immer wieder mit Vorurteilen, Stigmatisierung und Pauschalisierung konfrontiert.

Aus diesem Grund engagiert sie sich heute bei dick und dünn Nürnberg e.V., veranstaltet Kreativgruppen für Betroffene und Nicht-Betroffene und bloggt regelmäßig auf www.seelenschluckauf.de über sich und das Leben. Sie geht mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit, an Schulen und Universitäten, um aufzuklären, um Vorurteile abzubauen, Gräben zu überbrücken. Sie möchte für die Themen psychische Gesundheit, Depressionen und Essstörungen sensibilisieren. Sie möchte Mut machen, sich von gesellschaftlichen und familiären Zwängen zu befreien und sich auf die Suche zu begeben nach dem ganz persönlichen Glück.

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