Equal Care Day 2025

Rückblick

Am Samstag, den 1. März 2025 fand von 9 bis 18 Uhr unter dem Motto „Care Utopien – Wege zu einer caregerechten Stadt“ zum zweiten Mal das Equal Care Day Festival in München statt. Mehr als 150 Personen kamen in der LUISE zusammen, um sich auszutauschen, zu diskutieren und ausgelassen zu feiern.

Lesedauer: 4 Minuten
Gruppenbild mit der Orga-Gruppe vor dem Poster

Schirmpat*innen der Veranstaltung waren die Schauspielerin Gisela Schneeberger und der Rapper Waseem. Frau Schneeberger ließ in ihrem Grußwort ihr Leben als berufstätige Mutter Revue passieren und erzählte, dass sie sich außerordentlich freue auf dem Equal Care Day zu sprechen, denn auf einer anderen Veranstaltung, bei der sie einst die Schirmherrin war, sei sie den ganzen Abend auf Grund des Redebedürfnisses einer Vielzahl von Herren nicht zu Wort gekommen.

Gisela Schneeberger
Gisela Schneeberger

 


 

 

Waseem beim Singen
Waseem
Rapper & Aktivist



 

 

Die Autorin Betiel Berhe (Nie mehr leise. Die neue migrantische Mittelschicht) referierte in ihrer Keynote zu Beginn der Veranstaltung über den Zusammenhang von Kapitalismus, Rassismus und Care-Ungerechtigkeit: „Cargerechtigkeit muss antikapitalistisch, antirassistisch und klassenbewusst gedacht werden, damit nicht nur ein paar Wenige davon profitieren.“

Betiel Berhe
Betiel Berhe
Autorin und Expertin für Race, Class und Gender

In vier unterschiedlichen Dialogforen konnten die Teilnehmenden im Anschluss ihre eigenen Perspektiven zu den Themen Leben mit Behinderung, kultursensible Pflege für Migrant*innen und Alleinerziehende einbringen und sich mit anderen Betroffenen austauschen. Für Care Betroffene Väter gab es einen Stammtisch. Nachmittags wurden einige der Aspekte dann bei einer Podiumsdiskussion zum Thema caregerechte Stadt mit Bürgermeisterin Verena Dietl wieder auf die große Bühne der LUISE gebracht.

Podiumsdiskussion
Podiumsdiskussion: Caregerechte Stadt
› Verena Dietl (Bürgermeisterin München)
› Samuel Flach (Behindertenaktivist und Community Organizer, Gemeinwohlwohnen)
› Bárbara Zimmermann (Wissenschaftlerin, Bloggerin bei Kaiserinnenreich)
› Marie-Louise Mayr (Studentin, Synchronsprecherin und alleinerziehende Mutter)
› Sami Messmer (Physiotherapeut und Aktivist, Gesundheitskollektiv München)

Betroffene betonten die Notwendigkeit, das Bewusstsein für Care-Arbeit sowohl im Stadtrat als auch in der Stadtverwaltung zu schärfen – etwa durch regelmäßige Schulungen. Ebenso wurde gefordert, den Austausch zwischen Hilfeempfangenden und Beamt*innen zu verstetigen, um sicherzustellen, dass Unterstützungsangebote tatsächlich dort ankommen, wo sie gebraucht werden, und Begegnungen auf Augenhöhe stattfinden. Darüber hinaus wurde die Bedeutung von Mitbestimmungsstrukturen für Care-Orte wie Kitas, Schulen und Pflegeeinrichtungen hervorgehoben, um die Bedürfnisse der Care-Empfangenden besser zu berücksichtigen. Einigkeit bestand auch in der Forderung nach solidarisch organisierten Sorge-Zentren in den Quartieren, die unbürokratische und kurzfristige Hilfen ermöglichen.

Die zwölfjährige Schülerin Nia Mc Clanahan brachte die Erwachsenen während ihrer Rede zum Nachdenken, als sie fragte: „Sind wir Kinder wirklich so eine große Belastung?“
 

Franziska Büschelberger
Franziska Büschelberger
Gründerin von „Unpaid Care Work“ auf LinkedIn

Den Abschluss der Veranstaltung bildete die Keynote von Franziska Büschelberger, bei der sie ihr auf LinkedIn gegründetes „Unternehmen“ Unpaid Care Work vorstellte und darüber berichtete, wie unglaublich erfolgreich ihre Idee war, unbezahlte Sorgearbeit als Beschäftigung und Qualifikation in einen beruflichen Kontext zu stellen.

Kunst und Kultur kamen schließlich von Rapper Waseem, der Bühnenpoetin Katrin Freiburghaus und der Künstlerin Vasiliki Mitropoulou, die die ganze Veranstaltung zeichnerisch festgehalten hat.

Katrin Freiburghaus beim Singen und mit einer Guitarre in der Hand
Katrin Freiburghaus
Bühnenpoetin


Moderiert wurde die Veranstaltung von Kristina Weber (BR, Eltern ohne Filter).

Der Equal Care Day in München war weit mehr als eine reine Informationsveranstaltung – er bot Caregebenden und Carenehmenden aus verschiedenen Bereichen eine wertvolle Plattform für Austausch und Perspektivwechsel. Gleichzeitig stärkte er die Solidarität unter den Beteiligten und vermittelte ein Gefühl des Zusammenhalts. Die Veranstaltung machte deutlich, dass es nicht darum geht, dass einzelne Gruppen ihre Herausforderungen allein bewältigen müssen, sondern dass gemeinsame Stärke zählt – ganz im Sinne des diesjährigen bundesweiten Mottos des Equal Care Days #gemeinsamlauter.

markundmieze dokumentierten die Themen der Veranstaltung grafisch:

Der Equal Care Day in München wurde veranstaltet vom Bündnis Equal Care München:

Beratungsstelle für Natürliche Geburt und Elternsein e. V., Bündnis Kunst und Kind, BürgerStiftung München, Down-Kind e. V., Frauenakademie München, Frauenstudien e. V., Gemeinwohlwohnen e. V., Kinderschutzbund München, Landesverband Mütter- und Familienzentren in Bayern e. V., Münchner Initiative Nachhaltigkeit (MIN), Parité in den Parlamenten, siaf e. V., verdi-Bezirksfrauenrat, Verband berufstätiger Mütter e. V., Verein für Fraueninteressen e. V., Wir! Stiftung pflegender Angehöriger, Women Engage for a Common Future (WECF)

in Zusammenarbeit mit der Petra-Kelly-Stiftung, der Evangelischen Stadtakademie München, dem LUISE Kulturzentrum und dem Bundesverband Equal Care