Am 16. März 1988 wurde die kurdische Stadt Halabja von der irakischen Luftwaffe mit Giftgas angegriffen.
Dabei starben bis zu 5.000 Menschen. Die Anlagen des Giftgasarsenals wurden größtenteils von deutschen Firmen beliefert und illegal aufgebaut. Auch 35 Jahre nach dem Giftgasangriff leiden die Menschen vor Ort an den Spätfolgen.
Bis Heute fehlt eine umfangreiche strafrechtliche Aufklärung.
Am 16. März 2023 lud der Internationale-Kurdische-Freundschaftsverein-Landshut zu einer zeitgleichen Gedenkveranstaltung mit Halabja ein.
Per Live-Schaltung werden beide Orte miteinander verbunden und in den Austausch gehen.
Mit verschiedenen Redebeiträgen wird aus Landshut ein Zeichen der Solidarität und gegen das vergessen gesendet.
Hier kann man das Livestream nachschauen:
Live-Veranstaltung zum 35. Jahrestag des Giftgasangriffs auf Halabja - YA Media
Direkt auf YouTube ansehenAm 16.03.2023 kamen um 16 Uhr (deutscher Zeit) rund 40 Menschen zu einer besonderen Veranstaltung im Rocketclub Landshut zusammen. Mit seiner ersten großen Veranstaltung startet der neu gegründete internationale-kurdische Freundschaftsverein Landshut einen Internationalen Austausch mit der kurdischen Bevölkerung im Nordirak. Denn zur gleichen Zeit um 18 Uhr (irakischer Zeit) kamen über zwei Dutzend Menschen in dem Veranstalungssaal der kurdischen Menschenrechts Organisation NWE in Halabja zusammen. Diese beiden Veranstaltungen, waren via Livestream miteinander verbunden.
Grund der gemeinsamen Veranstaltung war der 35. Jahrestag des Giftgasanschlags von Saddam Hussein auf die kurdische Stadt Halabja. Bei diesem Angriff starben circa 5000 Menschen sofort und tausende starben an den Folgen. Noch immer hat ein Großteil der Bevölkerung vor Ort mit Folgen des Angriffs zu kämpfen. Die Betroffenen Beklagen auch in dieser Veranstaltung, dass ihnen weder die eigene Regierung noch die Regierungen derer Länder helfen würde, die die Produktion und den Angriff mit Giftgas überhaupt erst möglich gemacht haben. Darunter auch Deutschland.
Die Veranstaltung begann mit einer kurzen Einführung, sowie mit einem 10-minütigen Film von einem Landshuter Filmteam über die Hintergründe des Angriffs und der komplexen Beziehung zum Gedenken an diesen Tag. Doch wie kann ein gemeinsames Gedenken von einer deutschen Zivilgesellschaft mit den Betroffenen vor Ort aussehen? Um diese Frage ging es in der transnationalen Diskussionsrunde. Einfache Antworten gibt es nur wenige, aber klare Wege, die gemeinsam gegangen werden können. So sagt Kak Loqman von der Gesellschaft der Überlebenden von Halabja, das schon viel getan ist, wenn Überlebende, die noch immer mit leiden zu kämpfen haben, in Deutschland behandelt werden könnten. Neben ihm sprechen auf kurdischer Seite der Anwalt Awara Ahmed und die Sozialarbeiterin Hero Khan. Rechtliche Aufklärung für die Betroffenen wollen sie hier zu Lande vorantreiben. Denn die Menschen haben von der kurdischen Regionalregierung aus eigentlich den Anspruch auf Reparationszahlung. Das sie das aber in Anspruch nehmen können, bzw. wie, ist den meisten nicht klar.
Nicht zu vergessen sind die Umweltschäden, die den Boden und das Wasser immer noch verunreinigen. Mühsam versuchen die NGO´s, dies mit eigenen Projekten zu verbessern. Hier braucht es Unterstützung aus dem internationalen Bereich, fordert Hero Khan. Auf Landshuter Seite spricht Luise Gutmann als Sprecherin der VVN-BdA Bayern. Die Vereinigung leistet bereits seit 1947 Gedenkarbeit im Bezug auf die Zeit des Nationalsozialismus und konnte aus diesen Erfahrungen voll schöpfen. Auch die Landtagsabgeordnete Gülseren Demirel von den Grünen sprach bei dieser Veranstaltung. Die Bundesregierung erkannte zwar 2021 endlich den Angriff auf Halabja als Genozid gegen die kurdische Bevölkerung an, aber weiter als diese Erkenntnis wurde bisher politisch kaum gegangen. Nach über 2 Stunden endete die Veranstaltung mit einer kleinen Ausstellung mit Bildern und Fakten zum 16.03.1988. Nicht nur die circa 80 Personen, die an beiden Veranstaltungen anwesend waren, äußerten sich begeistert über dieses Format, sondern auch das Publikum von über 100 Personen, die das ganze als Livestream von den Endgeräten daheim aus verfolgten, gaben durchweg positive Kommentare.
Durch die Arbeit des internationalen-kurdischen Freundschaftsvereins in Kooperation mit der Petra-Kelly Stiftung und der regionalen kurdischen Organisation NWE konnte so dieses besondere Gedenken stattfinden. Am Ende einigten sich die Beteiligten darauf, dass diese Art des Austauschs fortgesetzt werden soll und das am besten nicht nur an Jahrestagen von schlimmen Ereignissen. Auch deswegen wird gerade an weiteren Veranstaltungen durch den Verein gearbeitet, sowie an einem Dokumentarfilm, der die Verknüpfung von Deutschland und dem Giftgas aufarbeitet und dabei die Betroffenen sprechen lässt.