Der Weg in die Politik ist alles andere als einfach. Um diesen Schritt zu ermöglichen, fördert JoinPolitics junge Menschen, die in die Politik möchten. In Episode 5 von Jung und Aktiv spricht Host Bianca mit Bettina Metze.

Bettina ist nun seit mehr als 2 Jahren bei JoinPolitics für das Talentförderungs-Programm zuständig. Sie erzählt, wie JoinPolitics eben jene politikinteressierte Menschen findet und Schritt für Schritt in die Politik führt. Außerdem berichtet Bettina, warum JoinPolitics möchte, dass unsere Politik diverser wird.
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Transkript
Bianca Dietz: Hi und herzlich willkommen! Zu jung und aktiv. Hier spreche ich Bianca Dietz wöchentlich mit spannenden Menschen, die sich für etwas einsetzen und die Welt ein Stückchen besser machen möchten. So auch JoinPolitics. Ich glaube, wir können uns alle vorstellen, dass es nicht so leicht ist, ein Mandat für den Bundestag oder für einen Landtag zu erhalten. Den Weg in die Politik stelle ich mir auf jeden Fall ziemlich steinig vor und irgendwie kompliziert. Und als ob das sehr viel Vitamin B bräuchte. JoinPolitics hat sich dem angenommen, weil die Initiative unterstützt Menschen, die in die Politik möchten und bietet ihnen Starthilfe, damit das alles ein bisschen weniger steinig ist. Wie das geht und warum es JoinPolitics gibt, darüber spreche ich heute mit Bettina Menzel. Hallo Betty, schön, dass du da bist.
Bettina Metze: Hallo Bianca, ganz herzlichen Dank für die Einladung.
Bianca Dietz: Magst du dich und JohnPolitics vielleicht einfach mal kurz vorstellen. Was macht ihr denn so?
Bettina Metze: Ich bin Betty. Ich bin bei JoinPolitik seit nun fast zwei Jahren schon für das Talentprogramm zuständig, habe das zusammen mit unseren Geschäftsführer*inen aufgebaut und auch immer stetig fleißig weiterentwickelt. Was JoinPolitics macht, ist im Endeffekt, dass wir nach Personen, nach politischen Talenten, wie wir sie mir nennen, aktiv sucht, überall und wo es spannende Personen geben könnte, diese fördert, mit einem Trainingsprogramm und dann auch untereinander verbindet. Dabei ist uns ganz doll wichtig, dass es eine überparteiliche Community ist. Das heißt, dass es das erste Mal eine Organisation, die nicht nur innerhalb von einer Partei zum Beispiel politische Talente fördert, sondern halt überparteilich. Und das macht auch so ein bisschen unsere Community aus.
Bianca Dietz: Also kannst du noch ein bisschen deutlich machen, wie ihr die sucht. Ich stelle mir gerade ein bisschen witzig vor, so nach dem Motto Hallo, hast du schon vor in die Politik zu gehen? Bitte macht das jetzt ist es so, oder?
Bettina Metze: Eine gute Frage. Wir gehen da ganz unterschiedliche Wege. Zum einen sprechen wir natürlich auch die Parteien an und fragen sie ganz aktiv: Hey, wer bei euch ist eurer Meinung nach gerade ein politisches Talent? Welche Person hat eine ganz klare Vision? Ein Herzensthema ist durchsetzungsstark. Von den Personen wollen wir natürlich wissen und die gerne auch mit unserem Programm weiter fördern. Wir gehen aber auch andere Wege, weil das sind jetzt natürlich die Personen, die sowieso schon politisiert sind und die in diesen Kreisen sowieso schon agieren. Und wir suchen gerne aber auch Quereinsteiger*innen, Personen, die sich vielleicht ganz neu diesem Thema widmen. Und da gehen wir zum einen auf Stiftungen zu. Wir sind auf allen möglichen Organisationen oder Zivilgesellschaften verbunden, um da aktiv immer wieder darauf aufmerksam zu machen Hier gibt es einen Ort für euch. Wenn ihr ein konkretes Herzensthema habt, wenn ihr ein konkretes Thema habt, was ihr in der Politik realisieren möchtet und euch irgendwann mal vorstellen könntet, auch diesen Weg in die Politik zu gehen, dann ist hier genau der richtige Ort, um diese Idee zu testen und mit uns weiterzuentwickeln. Das heißt, uns ist ganz wichtig, auch da zu suchen, wo Parteien jetzt normalerweise nicht direkt suchen oder aktiv in diese Orte zu gehen.
Bianca Dietz: Wenn ihr dann jemanden gefunden habt und die Person sagt okay: ich möchte kandidieren, ich möchte irgendwie von JoinPolitics unterstützt werden, dann habt ihr ja einen gewissen Prozess, oder? Also mit den Bewerbungen und wie ihr die Kandidierenden dann auswählt. Wie funktioniert denn so was?
Bettina Metze: Ja, gute Frage. Unser Prozess ist recht langwierig. Wir haben ihn gerade wieder durchgeführt, sind gerade durch und die neue Kohorte wird in einem Monat veröffentlicht. Das ist unsere Spezialkohorte für die Landtagswahlen. Da haben wir tatsächlich ein paar Sachen anders gemacht. Aber in der Regel gibt es im Endeffekt drei Bewerbungsstufen. Das heißt, die Personen haben sich ganz normal über unsere Website, über ein Onlineportal, wo sie allgemeine Angaben zu ihrer Person machen. Und ganz wichtig: Was genau ist denn dein Herzensthema? Woher kommt es? Wie wurdest du politisiert? Welche Ebene? Und das ist natürlich auch immer spannend. Wir fördern auf allen unterschiedlichen Ebenen. Also wir würden jemanden fördern, die oder der gerne Bürgermeister*in werden möchte, für eine Kommunalamt antritt und oder auch Landtag, Bundestag und zuletzt unsere letzte Kohorte. Natürlich auch sehr fokussiert auf die Europawahlen. Das heißt, das muss irgendwie geben… Also es muss nicht direkt gegeben sein, dass man schon in einer Partei ist oder und oder jetzt direkt kandidiert. Aber es muss klar sein, meistens ist ein bestimmtes Herzensthema langfristig dann für eine bestimmte Ebene gut umzusetzen. Also ist das eher was Lokales. Könnte es sein, dass die Person irgendwann für ein kommunales Amt antritt. Und das muss schon irgendwo ein bisschen ersichtlich sein, dass sich die Person das irgendwann mal vorstellen kann. Und nach diesen Kriterien screenen wird die Bewerbung und schauen durch. Dann gibt es Interviews mit unserem Talentkomitee. Das Talentkomitee besteht aus zwei unser drei Geschäftsführer*innen und dann auch noch unsere sogenannten Fellows, drei sogenannte Fellows, die immer rotieren, die berufen werden in das Talentkomitee, die diese Interviews führen. Mit diesen spannenden Personen, für uns ist immer auch dieser persönliche Kontakt total wichtig ist, kann man über ein Bewerbungsformular dann auch irgendwie nur so weit jemanden kennenlernen. Und ganz zum Schluss kommen sie regelmäßig immer nach Berlin, pitchen vor unserem Talentkomitee. Jetzt für die Landtagswahl, haben wir das erste Mal eine ganz neue Methode ausprobiert und ein Assessment Center mit den Talenten gemacht. Weil es uns hier ganz wichtig war, dass wir die überparteiliche Zusammenarbeit auch sehen können. Zwischen denen kann die oder potenziellen Kandidierenden und das hat wunderbar geklappt. Für uns war wichtig, dass es für sie auch ein Mehrwert ist, dass sie schon in diesen sehr anstrengenden Phasen mit Menschen vernetzt werden, die durch das Gleiche gehen. Aus ganz unterschiedlichen Parteien aus Brandenburg, Thüringen oder Sachsen ist am Ende auch ganz egal. Sie stehen meistens alle vor sehr ähnlichen Herausforderungen. Und das war schön zu sehen, dass es für sie ja praktisch alleine der Tag um das untereinander kennenlernen schon toll war. Und für uns war es eine wunderbare Möglichkeit, die überparteiliche Interaktion auch live vor Ort zu sehen und ihre Ideen untereinander zu sehen.
Bianca Dietz: Tatsächlich habe ich einfach den größten Respekt vor den Leuten, die sowieso für politische Ämter kandidieren, weil es glaube ich, einfach ein wahnsinnig anstrengender Job ist. Und dann noch bei den bevorstehenden Landtagswahlen. Also ich glaube, irgendwie ein Zuckerschlecken wird das nicht. Aber es ist ja schön, dass es diese Leute gibt. Aber jetzt sagen wir, ihr habt die Leute ausgewählt und die kandidieren für die Landtagswahl. Wir können ja bei den Wahlen in Ostdeutschland bleiben. Wie sieht die Unterstützung aus? Sind es regelmäßige Workshops oder welche Formen gibt es da?
Bettina Metze: Tatsächlich ist die jetzt für die Landtagswahl was ganz Neues und mal was ganz anderes. Normalerweise haben wir ja einen Mix an Zielgruppen in unseren sogenannten Kohorten, das heißt Personen, die jetzt aktiv meistens kandidiert haben für irgendwas. Das war jetzt in der letzten Kohorte so mit den Europawahlen und Personen, die jetzt noch nicht direkt ein Amt anstreben, aber über dieses Herzensthema, über eine Initiative ihren Weg in die Politik finden und dann langfristig da reingehen. Da war die Förderzeit normalerweise sechs Monate lang. Wir haben aber festgestellt, um ehrlich zu sein neun Monate werden doch noch mal deutlich besser. Und Sie haben ursprünglich alle fünf bis zu 50.000 € für diese Förderung bekommen, um ihre politischen Herzensthemen umzusetzen. Wichtig: Das kann hierbei nicht für Parteiveranstaltungen oder irgendwas in der Art ausgegeben werden Wahlplakate, sondern es muss immer direkt in diese Umsetzung des Herzensthema fallen und oder kann auch für den Unterhalt der Person gezahlt werden. Man muss schon sagen, politisches Engagement ist meistens Ehrenamt. Kann sich einfach nicht jeder leisten. Und da wollten wir ursprünglich mal entgegenwirken. Jetzt haben wir aber gemerkt, das, was du schon angesprochen hast, nämlich die Trainings, die Community, der Austausch untereinander fast noch viel wichtiger ist als das Geld, was wir ihnen zur Seite stellen. Das heißt, unser Trainingsprogramm ist von: Wir haben in Corina gestartet sehr viel digital zu jetzt eigentlich hauptsächlich in Personen umgeschwenkt und das heißt, wir haben mit den vorherigen Kohorten meistens so 3 bis 4 Treffen hier in Berlin gehabt. Das waren 2 bis 3 Tage, wo sie hier vor Ort waren, wo wir die ganze Mischung an Sachen gemacht haben. Zum einen ist es uns wichtig, wenn man möchte, dass diese Personen langfristig überparteilich arbeiten, dann müssen sie auch Vertrauen untereinander schaffen. Und das schafft man nicht über einen netten Zoomcall, sondern dazu muss man sich hier in Person treffen und sich kennenlernen. Schlichtweg sind wir einfach normale Person. Die müssen irgendwie auch eine Begeisterung für die andere Person mitbringen. Und obwohl wir sagen, wir haben schon ganz coole Personen per se, die wir da zusammenbringen und wir sind begeistert von ihnen, müssen sie sich natürlich untereinander auch ein bisschen kennenlernen. Und das ist so der eine Punkt. Das machen wir viel mit Teamcoaching. Wir gehen da auch aktiv Dinge an, die bei allen eigentlich eine Rolle spielen wie Leadership. Wie führe ich mein Team? Das ist sowohl bei Personen, die gerade neue Organisationen aufbauen, sei es ein Milad, der gerade die Ruhrpott für Europa Agenda gemacht hat, durch Schulen gegangen ist und da natürlich ein Team hinter sich brauchte oder eine Anna Peters, die jetzt für die Europawahl kandidiert hat und dann natürlich auch irgendwie dann ein Team hinter sich braucht. Also solche Themen lassen sich wunderbar in der Gruppe klären und das andere ist natürlich, was sie alle brauchen sie das politische Handwerkszeug. Und da ist uns schon aufgefallen, dass zwischen diesen Gruppen die, die jetzt schon direkt kandidieren und die, die noch ein bisschen weiter weg davon sind. Natürlich, Unterschiede sind, inwieweit sie da schon drin sind. Das heißt, langfristig wollen wir da auch noch mal ein bisschen spezieller werden. Aber dass man so eine Grundidee von: Wie funktioniert Storytelling, Wie mache ich eigentlich wirklich Campaigning? Medientraining immer gut. Warum halte ich eigentlich meinen Kopf immer nach links oder rechts? Oder wo machen eigentlich meine Hände irgendwas hin? Solche Sachen sind so Grund Basics, die wir mit ihnen einfach noch mal durchsprechen. Die, für die wir Trainer*innen haben, für die sie hier nach Berlin kommen und dann zusammen sozusagen auf diese politische Reise gehen. Für die Landtagswahl Kandidierenden haben wir jetzt gesagt okay, es ist einfach nicht mehr viel Zeit. Die Landtagswahlen sind schon bald, die Personen sind jetzt schon teilweise im Kommunalwahlkampf. Am 9. Juni sind ja nicht nur Europawahlen, sondern auch Kommunalwahlen. Das heißt, die Zeit ist wirklich knapp und wir haben uns ganz lange davor, mit Personen, die jetzt kandidieren, auch mit Personen, die im Landtag schon kandidiert haben, getroffen und gefragt Was braucht ihr denn noch so, die ihr fünf Monate vor der Wahl? Und da war das Wichtigste. So Flexibilität kann nicht zu viel sein. Aber generell noch mal das Handwerkszeug wäre einfach super. Und das heißt? Mein Traum wurde endlich erfüllt. Wir fahren das erste Mal mit diesen Landtagswahlkandidieren, es sind insgesamt zehn an der Zahl, nach Brandenburg, weil das ist auch noch so ein Punkt. Wenn man ein bisschen rauskommt, dann funktioniert das auch mit dem Teambuilding gleich viel besser und machen da ein intensives Bootcamp vor den Landtagswahlen, wo wir natürlich auch über den Umgang mit Rechtspopulismus sprechen. Wie schütze ich mich selber in diesem Wahlkampf? Aber ganz typisch auch Social Media. Wie kann ich da noch mein Thema besser platzieren? Wie kann ich da eine gute Strategie aufbauen, solche Sachen machen. Der andere Punkt bei den Landtagswahl Kandidierenden, der uns aufgefallen ist ganz wichtig, auch individuelles Coaching mit anzugehen. Alle diese Talente stehen unter enormem Stress 1 bis 2 Monate vor der Wahl. Das kann man sich so als normale Person vielleicht gar nicht so ausmalen. Aber man steht da natürlich die ganze Zeit in der und ist da auf dem Silbertablett und muss sich da die ganze Zeit präsentieren, muss 1000 Termine wahrnehmen und das führt natürlich zu großem Druck und Stresssituationen. Und dem wollen wir vorbeugen. Viele der Talente sagen, dass sie nicht mehr gut essen können in der Zeit. Es ist ihnen, dass sie nicht gut schlafen können, dass sie das Delegieren schwerfällt, dass sie das Gefühl haben, sie kommen nicht richtig hinterher. Das heißt, da haben wir gemerkt, da ist ein großes Potenzial, wenn wir Ihnen jeweils einzeln einen Coach, eine Coachin zur Seite stellen für diesen Monat vor und natürlich auch für eine Session nach der Wahl. Denn das ist ja das Spannende, wenn man gewählt wurde, hat man jetzt plötzlich einen neuen Job. Auf den muss man sich auch vorbereiten und dafür bereit sein und das erstmal verarbeiten. Und wenn nicht, muss man natürlich auch mit dieser Niederlage umgehen. Und das heißt, das war uns wichtig, dass sie da begleitet werden. Und das testen wir jetzt mal zum allerersten Mal.
Bianca Dietz: Wer sind denn diese Coaches? Speist sich das aus einem Volunteer Team oder woher?
Bettina Metze: Ich habe die ganz aktiv gesucht. Über lange, über Netzwerke. Mir war an sich auch wichtig, dass einige Coaches aus Ostdeutschland mit dabei sind, also aus diesen Bundesländern, in denen die Talente kandidieren. Ich habe meine Zielzahl von drei nicht erreicht, aber zwei habe ich gefunden und bin damit sehr happy. Coaching ist auf jeden Fall so ein riesen Begriff. Da kann man ja fast alles drunter fassen. Für mich war es wichtig, dass es Personen sind, die auf diese Schutzräume, auf Resilienz, auf Persönlichkeitsentwicklung ausgerichtet sind. Und da haben wir auf jeden Fall mit Empfehlungen. Mit Coaches, die sowieso schon kennen, arbeiten wir zusammen, als auch haben wir aktives Scouting betrieben. Ich habe viele Gespräche geführt, viele Interviews und versucht herauszufinden, wer versteht diese Überparteilichkeit, Wer hat Lust darauf auch junge. Bzw. Unse Kohorte ist divers, auch im Alter dieses Mal. Also genau. Aber diesen Spirit irgendwie mitzubringen, also Politik muss neu gedacht werden und richtig Lust, diese Person so kurz vor der Wahl zu unterstützen.
Bianca Dietz: Auf diese Überparteilichkeit, die hast du ja jetzt schon ein paar Mal angesprochen, die ist sie euch ja sehr wichtig. Da möchte ich gerne noch mal mit dir darauf zu sprechen kommen. Und zwar es gibt ja wirklich genug Herausforderungen in unserer Zeit. Also nennen wir halt die Klimakrise als das präsenteste Beispiel dafür. Aber es gibt noch andere und deswegen wollt ihr eben so eine überparteiliche Zusammenarbeit auch fördern. Erstens, warum genau ist die so wichtig? Und zweitens wie funktioniert das also in der Zusammenarbeit? Da vorher bei dem Bootcamp, wie du es genannt hast, kann ich mir das noch irgendwie ganz gut vorstellen. Ich frage mich, ob das auch praktisch umsetzbar ist. Habt ihr da Erfahrungen?
Bettina Metze: Ja, eine sehr gute Frage. Überparteilichkeit entsteht da natürlich dadurch, dass unsere Gruppen auch überparteilich sind, also dass wir jetzt in einer Kohorte nicht nur Grüne oder CDUler fördern, sondern da auch eine gewisse Diversität mit drin ist. Das heißt, damit beginnt das bei uns immer schon. Also auch wenn wir die Auswahl machen, ist das ein Diversitätskriterium von vielen, wie zum Beispiel auch, dass wir immer 50 plus eins Frauen, also eigentlich ehrlich gesagt immer so 70 30 Frauenquote zu Männern. Also solche Sachen sind uns allgemein auch schon in der Kuratierung der Gruppen wichtig oder in der finalen Auswahl. Und dann hat das natürlich was genau mit Vertrauen aufbauen zu tun. Und man muss einfach sagen, die Themen, die diese Talente mitbringen, sei es Klimaschutz, wie du es gerade angebracht hast, mit Clara Schweizer oder „Vote 16“, mit einer Kampagne für das Wahlalter auf 16 Absenken in allen Bundesländern. Das sind Themen, die finden halt auch die anderen Talente so cool. Egal ob du von der Grünen bist oder von der FDP oder von sonstwo, dass sie sagen: Boah, voll cool, dass sich da jemand für einsetzt. Endometriose hatten wir gerade Javed Lindner für eine Deutsche Endometriose Strategie. Das sind einfach Sachen, wo sie über die Themen auch schon bonden und sagen Ja, da ist mir ehrlich gesagt egal, wo meine Ideologie herkommt und für welche Partei. Ich öffne dir der total auch gerne meine Netzwerke und helfe, dass die Sachen vorangebracht werden. Sei es jetzt irgendwie Verankerung in Koalitionsverträgen oder Agendapunkte oder sonstiges, dass so Überparteilichkeit funktioniert. Vielleicht ein ganz gutes Beispiel. Jetzt bei der aktuellen Gruppe Milad Tabesch habe ich ja schon angesprochen, ist gerade durch den Ruhrpott gereist. Er selbst kommt aus dem Ruhrpott, seine Eltern kommen aus Afghanistan, er ist aber hier in Deutschland groß geworden und Personen mit Migrationshintergrund, die einfach im Ruhrpott auch viel vertreten sind und halt gerade in dieser Community dieser Bezug zu Politik manchmal fehlt. Oder dieses Gefühl von, die machen was für uns die da oben ist meistens dann auch so ein bisschen. Und Milan hat sich gedacht für die Europawahlen. Jetzt können die Menschen ab 16 wählen. Das hat sich geändert. Ich muss irgendwie in die Schulen gehen und schauen und hören, was möchten diese Menschen oder was? Was bewegt sie? Wie stehen sie zu Politik, zu Europapolitik? Was verstehen sie darunter und hat daraus eine Agenda geschrieben. Mit diesen Sorgen, mit den Ideen, wie wie Politik für sie anders gestaltet werden sollte. Und passenderweise in der aktuellen Kohorte ist Anna Peters, die gute Chancen hat, in das Europaparlament einzuziehen und dementsprechend, mit diesem Austausch hast du ja schon was auf die Agenda von einer Person, die dann in diesen Wirkungsbereich eintritt gebracht, die das total toll findet, die Milad und die Initiative toll findet, die gut kennt und so funktioniert nun mal Politik. Also Politik ist halt auch Agendasetting und die richtigen Netzwerke haben. Und dadurch, dass wir jetzt Personen in den unterschiedlichsten Funktionen und mit den unterschiedlichsten Themen haben, funktioniert das so konkret auch sehr gut.
Bianca Dietz: Das klingt nach einem richtig spannenden Projekt. Ich würde das auch sehr gerne lesen. Ist das auf eurer Website verfügbar?
Bettina Metze: Genau. Kannst einfach mal Ruhrpott Agenda eingeben und da ist die Agenda auch sehr schön aufbereitet. Kann ich nur. Können wir vielleicht auch verlinken in den Shownotes oder so? Ja, das ist sehr cool.
Bianca Dietz: Dann hast du vorher schon angesprochen Ihr seid so ein bisschen 70 zu 30, aber es schaut auf jeden Fall immer, dass mehr Frauen als Männer unterstützt werden. Das hat schon auch einen Grund, weil wenn man sich unseren aktuellen Bundestag anschaut, dann sind 68 % der Abgeordneten männlich und das Durchschnittsalter der Abgeordneten liegt bei 47 Jahren. Aber wenn wir jetzt auf die Geschlechter noch mal zurückgehen, dann gibt es paritätische Listen. Also das heißt Frauen und Männer abwechselnd aufgestellt. Nur bei einigen wenigen Parteien. Es ist keine Regel oder so, dass Parteien das aufstellen müssen. Das heißt, und diese Besetzung spiegelt auf gar keinen Fall unsere Gesellschaft irgendwie wieder. Und man kann auch nicht verleugnen, dass Interessen bestimmter Gruppen mehr priorisiert werden als andere. Es ist irgendwie auch ein bisschen logisch erklärbar durch diese Zusammensetzung und das ist aber so ein wichtiger Ansatzpunkt von euch. Also ihr wollt, dass unsere Politik diverser wird? Warum seht ihr das als so relevant an.
Bettina Metze: Warum es das braucht? Du hast es gerade perfekt auf den Kopf getroffen, den Nagel auf den Kopf getroffen. Nur wenn die Personen auch vertreten sind, können sie irgendwie bestmöglich mitgehört werden. Und da Politik, wie es auch gerade schon gesagt habe, auch irgendwo Agenda Setting ist und die aktuelle Zeit, was es gerade gibt und was was gerade möglich ist, irgendwie genutzt werden muss und unterschiedliche Perspektiven oder unterschiedliche Personen unterschiedliche Hintergründe mitbringen und unterschiedliche Perspektiven auf Themen mitbringen, profitieren wir schlichtweg einfach davon, wenn so viel wie möglich Perspektiven aus unserem Land da auch mit vertreten sind, um gewisse Gruppen einfach auch nicht zu benachteiligen, um sie überhaupt auf dem Schirm zu haben und überhaupt die Probleme da zu sehen, die vielleicht wir jetzt beide, die hier sind, jetzt so im Tagtäglichen nicht haben. Und dafür ist schlichtweg eine diverse Besetzung unheimlich wichtig. Und genau das ist im Endeffekt, warum wir wir auch da ein Augenmerk auf ganz unterschiedliche Kriterien haben.
Bianca Dietz: Ja okay, aber noch mal so ein bisschen geht schon wieder Richtung Ende. Die Zeit verfliegt im Gespräch mit dir, aber ich würde noch ein bisschen was zu eurer Arbeit selber bei JoinPolitics wissen. Ihr habt ja sehr viele hauptamtliche Mitarbeiterinnen, aber auch sehr viele Volunteers. Und hier in diesem Podcast wollen wir auch ein bisschen sagen wie kann man selbst aktiv werden? Und die Frage ist warum und wie arbeitet ihr mit Volunteers zusammen? Wie kann man sich das so vorstellen?
Bettina Metze: Ja, sehr viele. Finde ich erstmal schön, dass du das sagst. Wir werden langsam mehr, würde ich sagen. Vor einem halben Jahr waren wir noch bei drei, jetzt sind wir schon bei zehn Vollzeitangestellten bzw sechs Vollzeit und vier Personen, die als Werkstudent*innen und Praktikant*innen unterstützen. Genau das ist, dass es natürlich so ein Kernteam ist, unheimlich wichtig. Und Volunteering bei JoinPolitics besteht aus zwei Sachen. Zum einen haben wir wie gesagt, unsere Fellows. Das sind schlichtweg Personen aus der Zivilgesellschaft, aus der Politik, aus der Wirtschaft, aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Die Expertise mitbringen, die Netzwerke mitbringen, was sie in einem Ehrenamt, im Endeffekt unseren Talenten und auch, um ganz ehrlich zu sein uns zur Verfügung stellen, wann immer wir neue Ideen haben für nen Auswahltag und wie der so gestaltet werden soll, dann gehen wir natürlich auch auf Fellows zu und fragen mal nach Feedback. Wenn sie dementsprechend Expertise mitbringen. Das heißt, das ist ein ganz, ganz wichtiger Teil davon. Der andere Teil, Volunteers, die so nebenbei arbeiten, nutzen wir auch unser Superwichtig. Tatsächlich habe ich ganz ursprünglich mal als Volunteer angefangen. Bei JointPolitics war eine der ersten Volunteers zusammen mit Flo, der jetzt auch immer noch Volunteer ist und habe Caro, Philipp und Jo so lange so lange genervt, bis wir eine Stelle für mich gefunden haben. Nein, das ist nur eine kleine Anekdote, aber so kann es auch gehen. Ich glaube, wichtig bei dem Thema Volunteering ist, dass wir meistens da schon versuchen, auf ein bestimmtes Thema oder Projekt zu schauen, weil es einfach sonst nicht händelbar ist. Volunteers müssen ja auch onboared werden und geofboarded. Und irgendwie wollen wir ihnen ja auch diesen JoinPolitics Vibe irgendwie mitgeben. Und das heißt, da arbeiten wir oft damit zusammen, dass sie dann eine Managerin oder so zugeordnet werden. Sei es vielleicht, dass Sie Joe sowie Flo beim ganzen Thema Operations unterstützen und da neue innovative Ideen mit reinbringen, wie wir vielleicht AI noch besser auch selber nutzen können. Oder Chatbots oder sonst was, um unsere täglich Brot irgendwie zu vereinfachen. Oder im Bereich Kommunikation, wo wir gerade eine ganz tolle Volunteer haben Sophia, die aus London unterstützt die Blogposts schreibt. Für uns ist ja immer wichtig, dass man schon auch so ein bisschen die Sparte, wo man vielleicht auch besonders Lust drauf hat, da unterstützt. Und da gibt es auch Bereiche, die sind leichter vielleicht für Volunteers auch von irgendwo auf der Welt zu machen und die wie bei mir das Talentprogramm ein bisschen schwieriger, weil das einfach ganz viel mit Arbeit in Person und Interaktion mit den Talenten in Person hier in Berlin und oder in Brandenburg oder sonst wo zu tun hat. Genau das hängt immer so ein bisschen von den Bereichen ab. Aber ansonsten ist es uns ganz wichtig, dass sie natürlich auch regelmäßig bei JoinPolitics Events, sei es im Frühlingsfest oder dem Spätsommerfest, mit dabei sind und so auch diesen Spirit und die Talente und alles miterleben und mit kennenlernen.
Bianca Dietz: Es klingt auf jeden Fall sehr schön und du hast es gerade schon gesagt: Du warst selber Volunteer, Du hast so angefangen. Ich stelle irgendwie meinen Gästen hier immer die gleiche Frage. Weil viele Leute wollen aktiv werden, aber wissen nicht genau wie. Und was würdest du ihnen raten? Oder auch welchen Tipp hättest du gerne schon früher bekommen?
Bettina Metze: Ja, ich würde raten. Ich möchte hier Theresa Gröninger einmal ein ehemaliges Talent von uns nicht zitieren, aber eher paraphrasieren. Tatsächlich müssen wir, um unsere Demokratie zu retten, in Parteien eintreten. So funktioniert unsere Demokratie gerade. Oder wir bauen eine neue. Aber das ist schon auch herausfordernder. Aber auch wir jungen Leute müssen uns trauen, in diese Strukturen reinzugehen, auch wenn sie derzeit vielleicht nicht die attraktivsten sind. Kann ich total verstehen. Aber am Ende können wir nur dann auch von innen heraus dieses bestehende System verändern und unsere Ideen mit reinbringen. Und dafür braucht es nun mal auch junge, innovative, coole Personen, die Lust haben, da ihre Ideen mit einzubringen. Also vielleicht nimmt man sich doch mal eine Freundin oder einen Freund und versucht mal den lokalen Ortsverein von den Grünen, von der CDU, FDP, von der SPD auf und schaut mal wie die Leute da so sind und wo da so sein Machtbereich ist. Und man wird mit Sicherheit feststellen, dass dann vielleicht doch auch schneller mal möglich ist, da eigene Dinge mit einzubringen, da diese Scheu vielleicht so ein bisschen zu verlieren. Aber ich kann auch verstehen, dass das vielleicht auf den ersten Blick nicht direkt für jeden so was ist, was ich empfehlen möchte, wo wir tatsächlich auch in einem Monat sind. Die Reihe Demokratieverstärker, die gerade einmal im Monat ganz unterschiedliche Organisationen. Wie viel für so einen digitalen Call von 18 bis 19:30 zusammenbringt? Wir sind da in einem Monat, am 22. fünfte zusammen, zum Beispiel mit dem Correctiv oder der Bundesverwaltung und damit dem Thema Petition zusammen auf einer Bühne der digitalen Bühne und stellen unsere Arbeit vor. Also im Endeffekt eure Hörer*innen machen schon genau das Richtige und schauen, was gibt es da für Organisationen, die Unterstützung brauchen, die ich vielleicht auch mal für eine potenzielle Karriere mit spannend fände, also da und oder als Volunteer unterstützen kann. Da gibt es einige Organisationen und gerade jetzt, kurz vor den Landtagswahlen, merkt man, dass da deutlich mehr auch aus dem Boden sprießt. An Ideen und Möglichkeiten, wie man aktiv werden kann, außer auf die oder über die auf die Straße gehen hinaus, da auch unterstützen kann und für die Demokratie einstehen kann.
Bianca Dietz: Das waren ja die perfekten Schlussworte. Vielen lieben Dank, Betty, dass du da warst. Es war ein sehr schönes Gespräch. Ich bin sehr begeistert und ich wünsche euch natürlich alles Liebe und Beste und gutes Durchhalten, vor allem auch an eure Kandidierenden.
Bettina Metze: Dankeschön Bianca, Vielen Dank, dass du uns hier mitgenommen hast und dass wir in JoinPolitics einmal kurz auch all diesen spannenden Personen vorstellen konnten.
Bianca Dietz: Sehr gerne bis hoffentlich ganz bald. Das war ein Podcast der Petra Kelly Stiftung. Wir sind das Bayerische Bildungswerk für Demokratie und Ökologie in der Heinrich Böll Stiftung. Wenn ihr mehr über unsere Arbeit erfahren wollt, dann schaut auf unserer Website vorbei www.petrakellystiftung.de oder auf Social Media unter @Kelly_Stiftung. Das war's für heute. Schön, dass ihr wieder eingeschalten habt. Und bis zum nächsten Mal.