Wie selbstbestimmt können Frauen in Deutschland über ihre (ungewollte) Schwangerschaft entscheiden und welche politischen Entwicklungen sind derzeit zu erwarten? Darüber haben wir am 06.11. bei unserem jährlichen *innen-Dinner gesprochen und uns in gemütlicher Atmosphäre ausgetauscht
Nachdem die Ampel-Koalition das sogenannte „Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche“ 2022 abgeschafft hat, wird auch die Streichung von §218 verstärkt diskutiert.
Der Paragraph besagt, dass "Wer eine Schwangerschaft abbricht, mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft" wird. Der Abbruch bleibt aber straffrei, sofern er bis zur 12. Schwangerschaftswoche erfolgt und die schwangere Person sich vorher beraten ließ.
Viele feministische Initiativen fordern schon lange die Entfernung des Paragraphen 218 aus dem Strafgesetzbuch – die Regierungsparteien sind sich allerding uneins und das Thema scheint in den Hintergrund gerückt zu sein.
Einleitung: Theresa Eberlein, Frauenpolitische Sprecherin Bündnis 90/Die Grünen
Theresa Eberlein ist als frauenpolitische Sprecherin im Landesvorstand von Bündnis 90 / Die Grünen Bayern und Stadträtin in Regensburg. Für die Sozialarbeiterin ist der Kampf für reproduktive Selbstbestimmung eine zentrale politische Aufgabe. Zugleich macht sich die Feministin gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit stark.
Sie hat die Veranstaltung mit einem kurzen Grußwort eröffnet und dargestellt, welche politischen Maßnahmen zurzeit erwogen werden, was aus ihrer Sicht realistisch erscheint und welche Ziele ihre Partei dahingehend verfolgt.
Vortrag: Laura Hessel, Doctors for Choice
Laura Hessel ist 27 Jahre und studiert aktuell Medizin. 2019 gründet sie das Projekt Talk Abortion. Mit dem Projekt möchte sie den Zugang zu Informationen rund um das Thema Abtreibungen erleichtern und mit dem Schweigen und Stigma zum Thema brechen. Seit 2024 engagiert sich Laura bei Doctos for Choice. Neben dem Recht auf Schwangerschaftsabbruch und reproduktiver Gerechtigkeit setzt Laura Hessel sich mit Themen wie dem gesellschaftlichen Einfluss von Pränataldiagnostik und Diskriminierung queerer Menschen in der Medizin auseinander.
Sie hat in ihrem Vortrag viele Ergebnisse der aktuellen Elsa Studie mitgebracht und dargelegt, wie die gesellschaftliche Stimmung zum Thema in Deutschland ist. Anders als medial oft dargestellt, wünscht sich die große Mehrheit der Bevölkerung, dass der §218 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen wird. Diese rechtliche Änderung hätte große Auswirkungen. Der Abbruch könnte im Curriculum des Medizinstudiums vorkommen, Ärzt*innen könnten leichter Zugang ermöglichen und Schwangere hätten dadurch weniger Hürden zu bewältigen. Diese Hürden – besonders in Hinblick auf die Zugänglichkeit in Stadt und Land – hat Laura Hessel noch weiter erläutert. Außerdem hat sie viele Mythen rund um den Schwangerschaftsabbruch aufgegriffen und richtiggestellt.
Im Nachgang des Vortrags wurde viele diskutiert. Die Besucher*innen waren durchweg sehr begeistert vom Vortrag und den vielen Informationen, die als Argumentationshilfen weiter genutzt werden können.
Das hat sie noch vor der Kamera für unseren TikTok Kanal gesagt.
Wir bedanken uns noch bei unseren Kooperationspartner*innen vom Glitch Bookstore, die unseren Abend abgerundet und einen tollen Büchertisch bereitgestellt haben!
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Bilder: Helena Heilig